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Viele Jugendliche sind nicht gut aufgeklärt

Diplom-Pädagogin Anke Lüke berät jährlich 230 schwangere Mädchen und Frauen in Halle

Von Klaus-Peter Schillig
Altkreis Halle (WB). Man muss nicht immer 17 sein, um bei einer ungeplanten Schwangerschaft etwas in Panik zu geraten. Anke Lüke von »Ev. Familien- und Erziehungsberatungsstelle« in Halle, hat auch schon der fast 50-jährigen mehrfachen Mutter gegenübergesessen, die dringend Rat suchte. Die 33-jährige Diplom-Pädagogin und ihre Arbeit stellt das WESTFALEN-BLATT heute in der Serie »Menschen in der Diakonie« vor.

230 Mädchen und Frauen kommen jährlich in die Schwangerschaftsberatung. Viele wollen sich Rat und Hilfe holen, mit welchen öffentlichen Mitteln sie es schaffen können, ein Kind zur Welt zu bringen und groß zu ziehen. Ob Arbeitsrecht, eigene und die Pflichten des Arbeitgebers, berufsspezifische Regelungen, Vorschriften in Bezug auf Arbeitslosengeldbezug, wo gibt es Zuschüsse zu Babyausstattung, Wohnen, Tagesmüttern, wie sieht die Situation während einer Ausbildung aus? Anke Lüke kennt sich aus im bürokratischen Dschungel, kennt sich nach vielen Jahren Beratungstätigkeit aber auch aus in den ganz besonderen Problemen von Frauen in Notsituationen.
Fast die Hälfte der Ratsuchenden kommt mit der Maßgabe, einen Abbruch vornehmen zu lassen. Viele sind unmittelbar nach dem Test beim Frauenarzt noch völlig unsicher, denn eine nicht geplante Schwangerschaft kann die Lebenspläne, so bekommt es die Diplom-Pädagogin mit Zusatzqualifikationen, gewaltig durcheinanderwirbeln. Ob das Mädchen in der Ausbildung, oder die Mittvierzigerin, die ihre ersten Kinder schon groß hat. Anke Lüke geht nach eigener Aussage immer ganz objektiv in jedes Gespräch, versucht verzweifelten Frauen erst einmal zu helfen, ihre Gedanken und ihr Leben wieder zu strukturieren, schildert die verschiedenen Möglichkeiten der Hilfe. Wie sich die Frauen schließlich entscheiden, erfährt sie allerdings selten. Rückmeldungen kommen, wenn überhaupt, meist nur von denen, die sich für das Kind entscheiden. Und die können auch nach der Geburt noch mit Anke Lükes Rat rechnen, beispielsweise bei den Antragsformularen für Kinder-, Erziehungs- oder Elterngeld.
Damit junge Mädchen aber erst gar nicht in Konflikte mit der Schwangerschaft geraten, geht die 33-Jährige auch in die heimischen Schulen. 500 Jugendlichen hat sie in den vergangenen Jahren gegenübergestanden, hat Aufklärungsarbeit in Sachen Sexualität und Verhütung betrieben. »Viele Jugendliche haben nur ein gefährliches Halbwissen«, berichtet Anke Lüke. »Die wissen scheinbar alle Stellungen und Bezeichnungen, aber nicht, wann ein Mädchen eigentlich fruchtbar ist.«

Artikel vom 08.11.2006