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Überwachung schreckt
junge Randalierer nicht

Zerstörungen auf Spielplätzen: Gedanken einer Mutter

Von Melanie Adelt
Steinhagen (WB). Mal sind es herumliegende Bierflaschen und Zigarettenstummel, mal werden aber auch Buswartehäuschen mutwillig beschädigt oder beschmiert. Dass Jugendliche in der Gemeinde des öfteren ihre Grenzen überschreiten, berichtete das WESTFALEN-BLATT exklusiv in der vergangenen Woche. Zu diesem Problem äußert sich eine Mutter dreier Kinder aus Brockhagen.

Die jüngste Tochter der 41-Jährigen musste erst im Sommer die Erfahrung machen, wohin jugendlicher Leichtsinn führen kann. Mit ihrer Kleinkindergartengruppe besuchte sie den Spielplatz nahe den Gemeindewerken. Dort lag an diesem Tag nicht nur jede Menge Unrat herum, sondern es waren an den Spielgeräten auch Nylonfäden gespannt. Hätte nicht eines der Kinder sich über die vielen »Spinnennetze« gewundert, hätten sich die Kinder schwer verletzen können. »Wenn Spielplätze für Jugendliche so anziehend sind, warum richtet man nicht welche nur für sie ein?«, fragt die Brockhagenerin.
Mit Überwachungskameras könne man ihrer Meinung nach keinen Jugendlichen davon abhalten, irgendwo zu randalieren. »Dann gehen sie eben dorthin, wo keine Kamera hängt.« Man müsse das Problem eher von der anderen Seite anpacken, mehr Orte schaffen, wo junge Menschen sich treffen können, mehr freiwillige Helfer und Vereine ins Boot holen, die sich mit der Jugend beschäftigen. »Ich weiß noch gut aus meinen eigenen Teenagertagen, wie langweilig oft die Wochenenden waren«, erinnert sich die 41-Jährige. »Oft saßen wir mitten in unserem Dorf, an der einzigen Kreuzung, auf einer Mauer.«
Das Problem mit der überschüssigen Energie, gepaart mit Langeweile, kennt auch Ines Bollmeyer, Leiterin des Hauses der Jugend, von ihren jugendlichen Besuchern. Sie ist nur eine der Personen in der Gemeinde, die sich in der offenen Jugendarbeit engagieren. »Die Jungs und Mädchen sind eben in einem Alter, in dem sie Grenzerfahrungen machen wollen.« Das heißt im Klartext: Sie reiben sich mit den Erwachsenen, testen, wie weit sie gehen können und schießen dabei oft übers Ziel hinaus. »Als Erwachsener«, weiß Ines Bollmeyer, »ist man da in der Pflicht, sich auf dieses Machtspiel einzulassen. Wir müssen einerseits Grenzen aufzeigen, andererseits aber auch mit ihnen diskutieren, ihre Sorgen anhören.«
Mehr Angebote für junge Leute, sei es im Haus der Jugend, im CVJM-Treff oder im Jugend-Treff in Brockhagen, können ihrer Meinung nach nur zum Teil verhindern, dass sie auf »dumme Gedanken« kommen. So gibt es zum Beispiel im »Checkpoint« eine Clique, die in einem mit Matten ausgelegten Raum regelmäßig Kämpfe, allerdings mit festen Regeln, ausfechtet. »Dabei powern sich die Jungs körperlich richtig aus«, erzählt Ines Bollmeyer. Andererseits findet sie auch wichtig, dass Jugendliche den öffentlichen Raum nutzen, auch wenn es dabei an der Straßenecke mal etwas lauter wird. Denn auch die Erfahrung, dass sich daraufhin ein Anwohner über den Lärm beschwert, müssen sie machen.
Dass es keine leichte Aufgabe ist, Jugendliche vom »Herumhängen« und Randalieren abzuhalten, weiß auch die Mutter aus Brockhagen. »Aber es wird Zeit, dass alle Bürger und Verantwortlichen den Jüngeren aufzeigen, wie sie ihre Freizeit »positiv« verbringen können. Auch fehle vielleicht die persönliche Ansprache. »Die meisten Übergiffe sind Hilferufe, um auf sich aufmerksam zu machen.«

Artikel vom 04.11.2006