23.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vier Fragen an ...

Holger Kaiser (SC Magdeburg)


»Holger Kaiser löst Bernd-Uwe Hildebrand zum 1. April als Manager von Bundesligist SC Magdeburg ab.« Die Schlagzeile bewegte in dieser Woche die gesamte deutsche Handballszene. Der heute 41-Jährige begann seine Karriere im »bezahlten« Handball 1991 als Co-Trainer beim damaligen Regionalligisten Versmold, stieg mit der Spvg. 1992 in die zweite Liga auf, amtierte nach dem Wiederabstieg bis zum Frühjahr 1994 in der Fleischerstadt als Chefcoach. Anschließend führte er die Ahlener SG aus der Oberliga bis auf Platz 3 der zweiten Liga. Mit Holger Kaiser sprach WB-Sportredakteur Gunnar Feicht.

Der Staatsanwalt ermittelt gegen deinen Vorgänger und Magdeburgs Handball GmbH wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung. Du trittst das neue Amt also unter sehr schwierigen Umständen an. Warum bis du trotzdem eingestiegen?Holger Kaiser: Ich betrachte das als eine Riesen-Aufgabe. Der SCM ist der tollste Verein in Deutschland: Champions-League-Sieger 2002, Mitglied der »G14« europäischer Topklubs, Jugendarbeit auf höchstem Niveau und bei den Menschen im Umland so tief verwurzelt, wie ich das im Handball noch nie erlebt habe. Natürlich ist es unter den jetzigen Umständen schwierig, mit den Großen wie Kiel, Flensburg, Hamburg und Gummersbach mitzuhalten. Aber ich will die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir kommende Saison mindestens Fünfter werden können.

Rund 15 Jahre im »Profihandball« - die Erfahrung auf sportlicher Seite bringst du mit. Welche zusätzlichen Qualitäten erfordert der Job in Magdeburg?Holger Kaiser: Bei der Ahlener SG habe ich die vergangenen sechs Jahre bereits Trainer- und Manageraufgaben in Personalunion wahrgenommen. Das umfasste ebenfalls Sponsoren-Akquise und -betreuung sowie viele weitere Aufgaben von der Budgetplanung bis zur Kaderzusammenstellung. Den Saison-Etat haben wir in dieser Zeit etwa vervierfacht. Als ich vor dem Wechsel nach Ahlen Trainer in Emsdetten war, habe ich nebenher auch Erfahrungen bei der Veranstaltung von Musical-Nächten und Konzerten mit Ute Lemper und Angelika Milster gesammelt.
In Versmold hast du als junger Co- und Cheftrainer schon turbulente Zeiten erlebt, denn die finanziellen Rahmenbedingungen entsprachen nicht dem sportlichen Anspruch. Erfahrungen, die einem heute weiterhelfen?Holger Kaiser: Was das Marketing und die Finanzierung angeht, habe ich damals natürlich in erster Linie Erkenntnisse gewinnen müssen, wie man es besser nicht macht, und daraus wiederum viel gelernt. Abgesehen vom Faktor Geld war es aber eine unglaublich schöne Zeit in Versmold. Das waren eben auch ganz besondere Spielertypen damals, die nicht nur Erfolg haben wollten, sondern auch gerne zusammen Party gemacht haben.

Du hast in der zweiten Liga gute Arbeit geleistet, musst aber jetzt mit absoluten Weltstars an den Verhandlungstisch und dich unter ausgebufften Routiniers im Managergeschäft behaupten. Ein Sprung ins kalte Wasser?Holger Kaiser: Natürlich ist es ein Haifischbecken, in dem man sich durchsetzen muss. Aber ich will meinen Weg gehen, offen und ehrlich bleiben, wie ich nun 'mal bin. Die entscheidenden Gespräche laufen über Spielerberater. Etliche kennen ich bereits aus meiner Ahlener Zeit, die weiteren Kontakte werde ich herstellen. Der Unterschied: Wenn ich für Magedeburg einen Halbrechten suche, dann gibt es auf der ganzen Welt wahrscheinlich nur fünf, sechs Spieler, die für das erforderliche Niveau in Frage kommen.

Artikel vom 23.03.2007