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Fünf Fragen an ...

Gerd Kusenberg (SC Halle)


Eine Volleyball-Partie des SC Halle ohne Gerd Kusenberg? Das ist kaum denkbar. Der 56-Jährige pritscht und baggert seit 40 Jahren, geht seit 1992 für das Team aus der Lindenstadt auf Punktejagd. Und dennoch: Samstag im Heimspiel gegen Paderborn wird Halles Zuspieler zusammen mit den beiden anderen Routiniers Jens Berger und Uli Lenhard verabschiedet. Über seine Gründe und den Aspekt, warum dieser Abschied eigentlich gar kein Abschied ist, spricht Gerd Kusenberg mit WB-Sportredakteur Stephan Arend.

Samstag werden Sie ihr letztes Spiel bestreiten. Kommt da Wehmut auf?Gerd Kusenberg: Nein. Ich habe Samstag meine letzte Partie als fester Spieler der ersten Mannschaft. Ich werde aber weiterhin mittrainieren. Und wenn Not am Mann ist, werde ich ganz bestimmt nicht »Nein« sagen und in Zukunft sicherlich auch 'mal aushelfen. Außerdem bleibt für Wehmut überhaupt keine Zeit. An diesem Wochenende bin ich mit meinem Gospelchor in Melle. Ich komme nur zum Spiel und fahre dann sofort wieder zurück.

Warum hören Sie denn überhaupt auf?Gerd Kusenberg: Es geht nur um den Faktor Zeit, um freie Wochenenden. Ich bin bei Gerry Weber in der Turnierleitung tätig, und da gibt es immer mehr Termine, die mir sehr viel Spaß machen. Doch diese Zeit fehlt im Privatleben. Deshalb trete ich beim Volleyball ein wenig kürzer.


40 Jahre Volleyball: Was waren rückblickend die schönsten Erlebnisse?Gerd Kusenberg: Jeder Aufstieg war ein schönes Erlebnis, genauso die Spiele mit den Senioren des SV Brackwede, mit denen ich mich für die Deutsche Senioren-Meisterschaft qualifiziert habe. Und in den 70er-Jahren habe ich mit der Regionalliga-Mannschaft des USC Münster trainiert, durfte einige Male sogar zu den Spielen mitfahren und wurde eingesetzt. Außerdem war es eine tolle Zeit, als wir als Turnier-Tiger mit Spielern aus Halle, Holland und Dänemark durch ganz Europa gereist sind.

Handball, Leichtathletik, Karate. Sie haben viele Sportarten intensiv und erfolgreich betrieben. Was macht beim Volleyball den besonderen Reiz aus?Gerd Kusenberg: Beim Fußball oder Handball kann ich mich als guter Spieler auch mal alleine durchdribbeln. Beim Volleyball kann ich ohne Mitspieler gar nichts machen, bin auf die Mannschaft angewiesen. Volleyball ist ein vielseitiger Sport, bei dem es nicht Abwehr oder Angriff gibt. Ich wehre einen Ball ab, und genauso mache ich im Angriff einen Punkt. Ein Volleyballspiel kann jederzeit kippen. Auch bei einer 2:0-Satzführung und deutlicher Überlegenheit einer Mannschaft ist noch alles möglich. Auf der anderen Seite ist Volleyball sehr übungsintensiv, so dass es gerade am Anfang nur sehr wenige Erfolgserlebnisse gibt.

Mehr als 10 000 Zuschauer waren begeistert von den Pokalendspielen im Gerry Weber Stadion. Kann Halle eine Volleyball-Hochburg werden, und wirken sich solche Großereignisse auf das Interesse des Nachwuchses aus?Gerd Kusenberg: Das Interesse wird durch so ein Spektakel wie die Pokalendspiele im Gerry Weber Stadion natürlich geweckt. Entscheidend ist dann aber, ob in der Schule Volleyball angeboten wird. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Vereine in die Schulen gehen, weil es für sie schwer genug ist, Trainer für die normalen Übungseinheiten zu finden. Die Erfahrung hat gezeigt. Volleyball-Hochburgen sind da, wo Volleyballer als Lehrer in den Schulen diesen Sport anbieten.

Artikel vom 09.03.2007