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Hochbetrieb in den Autowerkstätten

Lieferschwierigkeiten und Warteschlangen in Pium: Winterreifen so heiß begehrt wie nie

Von Marcel Bohnensteffen
und Antje Kreft
Borgholzhausen (WB). Wer sich nicht rechtzeitig um das neue »Schuhwerk« für sein Auto gekümmert hat, muss jetzt in den sauren Apfel beißen - und warten. In den Autowerkstätten herrscht zurzeit Hochbetrieb. Der Einbruch der Kälte lässt die Forderung nach Winterreifen in die Höhe schnellen. Lieferschwierigkeiten sind die Folge.

»Bei uns ist momentan der Bär los. Viele Kunden kommen jetzt auf den letzten Drücker zu uns, das ist jedes Jahr dasselbe« sagt Ulf Speckmann. Um der großen Nachfrage nachzukommen, wird im Autohaus Gebrüder Speckmann in Borgholzhausen abends zurzeit länger gearbeitet. Dennoch gibt es große Lieferschwierigkeiten. Davon kann auch Olav Schulte, Inhaber vom Reifen- und Autoservice Schulte im Autohof Borgholzhausen, ein Lied singen: »Plötzlich ist der Winter da. Dabei könnte man Mitte Oktober ganz entspannt mit dem Wechsel auf Winterreifen beginnen.« Wer sein Auto immer noch nicht umgerüstet hat, sollte sich beeilen. Die meisten Werkstätten sind für die nächsten eineinhalb Wochen schon ausgebucht.
Mehr als die Hälfte des Jahres müssen sich Autofahrer auf widrige Witterungsverhältnisse mit Nässe, Frost, Schnee und Reif im Straßenverkehr einstellen. Die frühzeitige Wechsel auf Winterreifen sei daher ratsam. »Bei verschneiten und matschigen Straßen im Winter hilft nur ein vernünftiger Winterreifen«, erklärt Ralf Collatz, Pressesprecher des ADAC-OWL in Bielefeld. Der derzeitige Wetterumschwung sei typisch. »Bereits im Herbst kann es zu starken Temperaturschwankungen kommen. Bei einem Sommerreifen verhärtet sich die Gummimischung schon ab sieben Grad Celsius. Daher hat er bei diesen Temperaturen keine optimale Bodenhaftung mehr«, warnt Collatz alle Autofahrer davor, auf Winterreifen zu verzichten. Auch Schneeketten und ein »Allroundreifen« könnten einen speziellen Winterreifen mit der Kennzeichnung M&S (Matsch und Schnee) oder dem Schneeflocken-Symbol nicht ersetzen: »Ganzjahresreifen sind immer nur ein Kompromiss und können keinesfalls im Sommer und Winter spitze sein. Die meisten sind verkappte Winterreifen, die nachträglich auf Sommereigenschaften getrimmt wurden«, klärt der ADAC-Experte auf.
Seinen Kunden empfiehlt er, sich bereits im Voraus mit einem Reifenfachhandel in Verbindung zu setzen: »Es besteht absolut kein Sicherheitsrisiko, wenn man schon jetzt Winterreifen aufziehen lässt«, weiß Collatz aus Erfahrung.
Dies bestätigt auch Olav Schulte: »Man kann nie zu früh wechseln«, betont der 39-jährige Kfz-Meister. Schulte bevorzugt ein Modell mit etwas schmalerer Reifenbreite. »Winterreifen sind im Gegensatz zu Sommerreifen nicht nur mit einfachem Profil, sondern zusätzlich mit Lamellen ausgestattet, die eine Verzahnung mit einem matschigen Untergrund ermöglichen. Dadurch verspürt der Fahrer mehr Anpressdruck, sprich eine bessere Stabilität«, erläutert er.
Seit 1. Mai dieses Jahres ist ein Wechsel auf Winterreifen auch gesetzlich unumgänglich: »Bei Kraftfahrzeugen ist die Ausrüstung - insbesondere die Bereifung - an die Wetterverhältnisse anzupassen«, lautet der neue Paragraph der Straßenverkehrsordnung. Im Klartext: Wer bei Schnee und Eisglätte auf öffentlichen Straßen fährt, muss Winterreifen aufgezogen haben. Bei Verstoß droht ein Verwarnungsgeld von 20 Euro, im Falle der Verkehrsbehinderung ein Bußgeld von 40 Euro und ein Punkt im Verkehrszentralregister in Flensburg.

Artikel vom 03.11.2006