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Fortsetzung von Seite 3
Wer zahlt in den Studienfonds ein?Timmermann: Wir haben verschiedene Spendergruppen im Auge: Unternehmen und gut verdienende Bürger. Wir hoffen, dass die Generation, die Studienbeiträge beschlossen hat, auch einen Beitrag leistet.

Der AStA der Uni hat auf seiner Homepage ein Widerspruchdokument für Erstsemester gegen Studienbeiträge veröffentlicht. Wie viele Widersprüche sind bei Ihnen schon eingegangen?Timmermann: Zurzeit sind es knapp 700. Hintergrund ist, dass einer der beiden AStA- Vorsitzenden vor dem Verwaltungsgericht in Minden gegen die Beitragssatzung klagt, mit dem Argument, die Öffentlichkeit sei nicht hergestellt worden. Und ein studentisches Mitglied klagt, weil er und ein anderes Mitglied den Zugang zur Senatssitzung nicht finden konnten.

Sie sollen vom Sicherheitspersonal aufgehalten worden sein.Timmermann: Das sehen wir anders. Die beiden wurden von 50 bis 70 Studierenden aufgehalten, die immer mitgehen wollten. Wir befürchteten, dass die Protestierenden die Senatssitzung sprengen wollten. Der Wachdienst hatte daher die Anweisung, den Pulk nicht durchzulassen. Da aber der Pulk die beiden nicht durchließ, erwies sich die Lage als schwierig. Wir haben einen alternativen Zugang angeboten, den haben sie aber abgelehnt. Es war auch nicht möglich, sie woanders hinzuführen, weil der Pulk immer um sie herumging. Auch studentische Vertreter haben vergeblich an den Pulk appelliert. Die beiden haben ihre Änderungswünsche an die Beitragssatzung aber schriftlich abgeben können.

Wann wir das Urteil gefällt?Timmermann: Das kann ich zurzeit nicht absehen. Die Kläger haben keinen Eilantrag gestellt, sondern eine reguläre Klage eingereicht. Daher wird es vermutlich erst im nächsten Jahr sein.

Wie ist das Verhältnis an der Uni zwischen den Vertretern der Studentenschaft und dem Rektorat? Timmermann: Wir hatten gerade erst ein Antrittsgespräch mit dem neuen AStA. Es war sehr sachlich. Aber es ist klar: In der Grundsatzfrage, Studienbeiträge ja oder nein, gibt es Dissens. Aber da brauchen wir auch nicht mehr drüber diskutieren, sondern das, was in der Beitragssatzung steht, müssen wir umsetzen. Es gilt die Studienbedingungen deutlich zu verbessern.

Warum sind die Proteste in Bielefeld so heftig ausgefallen? Timmermann: Das hat uns auch überrascht. Ich glaube, dass vieles, was bei der Senatssitzung am 1. Februar besprochen wurde, falsch verstanden wurde. Die meisten haben gedacht, es würde schon über Studienbeiträge abgestimmt. Es wurde aber lediglich beschlossen, dass ein Entwurf für eine Beitragssatzung erarbeitet wird, auf dessen Basis später die Grundsatzentscheidung getroffen werden sollte. Es sind leider zu viele Emotionen in die Debatte gekommen.

Wie werden nach all den Veränderungen die beiden Hochschulen in 20 Jahren aussehen?Timmermann: Es wird in mehreren Bereichen enge Kooperationen in den Bereichen Lehre, Forschung und Verwaltung zwischen Uni und Fachhochschule geben. Ich hoffe, dass wir dann noch ein weiteres Technologiezentrum haben - diesmal im unmittelbaren Umfeld der beiden Bielefelder Hochschulen.
Rennen-Allhoff: Meine Vision sieht ähnlich aus. Das Lernen wird sich verändert haben, es wird neue Formen der Betreuung geben. Zudem stelle ich mir eine stärkere Zusammenarbeit mit der Universität vor, was auch die Wahlmöglichkeiten der Studenten erhöhen kann. Ich hoffe, dass wir die Zusammenarbeit mit Unternehmen intensivieren und außerhochschulische Forschungsgruppen in die Region ziehen. Das hat sich in der Exellenzinitiative noch einmal herausgestellt: Entscheidend ist die Masse der Forschungseinrichtungen, die um eine Hochschule angesiedelt sind.

Wie viel müssen Studenten dann zahlen? Timmermann: Vermutlich werden es mehr als 500 Euro sein.
Rennen-Allhoff: Das ist schwer abzuschätzen. Vermutlich wird es nicht mehr den einheitlichen Betrag, sondern eine Differenzierung der Studienbeiträge geben. Im Ausland ist das schon längst der Fall.

Welche Fächer werden am meisten kosten? Timmermann: Man kann einerseits nach den Kosten, die ein Studium verursacht, unterscheiden. Dann ist es klar, dass die Natur- und Ingenieurswissenschaften deutlich teurer werden. Es kann andererseits aber auch nach der Nachfrage gehen: Ist sie groß, steigt der Beitrag. Ich könnte mir vorstellen, den Beitrag nicht mehr pauschal zu erheben, nämlich durch eine Umverteilung auf Kreditpunkte.

Ich zahle also nur für das, was ich belegt habe? Timmermann: Genau. Wer beispielsweise in Kanada einen Kurs besucht, bezahlt auch nur einen. Wer zwei besucht zwei und so weiter. Meist werden an nordamerikanischen Universitäten aber nicht mehr als vier Kurse pro Semester belegt.
Rennen-Allhoff: Wichtig ist dabei aber, dass ab einer bestimmten Obergrenze alles kostenfrei ist. Denn wir wollen ja nicht, dass die Studenten nur stur geradeaus laufen, sondern auch noch Angebote nebenher wahrnehmen.

Artikel vom 07.11.2006