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Sagenhafte Geschichte
lässt sich jetzt greifen

Hufeisen prangt an Mairie -ÊSchilder erläutern Historie

Versmold (OH). Geschichte kann man in Versmold jetzt sogar anfassen: Seit Samstag prangt im Eingangsbereich des alten Bürgermeisterhaus, der Mairie, ein Hufeisen, das auf eine alte Sage hinweist. Ein repräsentatives Glasschild sorgt zudem für die Möglichkeit, Erläuterungen historischer Hintergründe nachzulesen.

Bürgermeister Thorsten Klute und Stadtmarketingbeauftragter Dr. Richard Sautmann stellten gemeinsam mit Stadtführerin Bettina Sieckendiek und Sandra Jäger, Inhaberin des Café Picco, die neueste Initiative vor, um auf die Stadtgeschichte aufmerksam zu machen und sie zu vermitteln. Das Bürgermeisterhaus macht hierbei den Anfang. An fast 20 weiteren Objekten in Versmold sollen in den nächsten Monaten gläserne Hinweisschilder angebracht werden und auf Geschichte und Geschichten hinweisen.
Das Bürgermeisterhaus erhält durch das Hufeisen -Êes stammt aus der Sammlung des Heimatvereins -Êeinen Sonderstatus, der den besonderen Stellenwert der 200 Jahre alten Mairie unterstreicht. »Es wird das einzige Objekt sein, an dem neben dem Hinweisschild noch ein besonderes Symbol angebracht sein wird«, sagt Richard Sautmann. Für Bettina Sieckendiek, die zu der Gruppe der im Frühjahr ausgebildeten Stadtführer zählt, ist das Hufeisen ein ideales Hilfsmittel bei ihren Touren. »Es ist wunderbar, nicht nur etwas über die Geschichte zu erzählen, sondern dass die Leute jetzt auch Geschichte anfassen können.«
Denn das Hufeisen spielt eine besondere Rolle rund um die Historie der Mairie. Während der napoleonischen Besatzungszeit sollen flüchtende französische Soldaten nach der Volksschlacht von Leipzig 1813 auch durch Versmold gezogen sein. Die Legende besagt, dass ihnen Kosaken dicht auf den Fersen waren. Ein kosakischer Reitersmann soll, um der an die Versmolder Bevölkerung gerichteten Forderung nach Wasser und Futter für die Pferde Nachdruck zu verleihen, mit seinem Pferd in den Flur des Hauses von Bürgermeister Delius geritten sein. Ein Hufabdruck, erzählte man sich einst in Versmold, sei noch 50 Jahre später zu sehen gewesen.
Bürgermeister Thorsten Klute stellte fast, dass für Versmolder, die 100 oder auch 200 Mal im Jahr an einem geschichtsträchtigen Haus wie der Mairie vorbeigehen, das Besondere dieses Hauses in Vergessenheit gerate und selbstverständlich werde: »Man sieht gar nicht mehr, wie schön die Stadt ist und was sie zu bieten hat.« Welches Interesse gleichwohl Versmold auf sich ziehe, zeigten die Erfahrungen der Stadtführer inzwischen im Wochenrhythmus. »Wir haben in Versmold durchaus etwas zu zeigen«, sagte Klute. »Jetzt beginnen wir, diese Sehenswürdigkeiten auszuschildern. Mit dem alten Bürgermeisterhaus machen wir den ersten Schritt.« Der Bürgermeister dankte in diesen Zusammenhang der Eigentümerfamilie Wischkämper, die dem Anbringen von Hufeisen und Schild zugestimmt habe.

Artikel vom 30.10.2006