28.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erschütternder
TV-Werbespot

Michael J. Fox und die Stammzellen

New York (dpa). Der Werbespot ist nur 30 Sekunden lang. Er zeigt das jungenhafte Gesicht von Michael J. Fox verzerrt. Der Körper des früheren Hollywoodstars wird von heftigen Zuckungen geschüttelt.

Derweil appelliert Fox mit ruhiger Stimme an seine Landsleute, sich für die Stammzellenforschung einzusetzen. Der 45-Jährige leidet unter der Parkinsonschen Krankheit. Sie gehört zu jenen schweren Leiden, die Mediziner einmal mit Hilfe embryonaler Stammzellen behandeln oder sogar heilen zu können hoffen.
Die Bilder des populären Film- stars (»Zurück in die Zukunft«) haben Amerika nach Einschätzung von US-Medien erschüttert. Die »New York Times« bewertete den halbminütigen Fernsehauftritt als »einen der eindrucksvollsten und meist diskutierten Werbespots seit Jahren«. Eine Umfrage der »Los Angeles Times« und der US-Nachrichtenagentur Bloomberg ergab, dass 58 Prozent der befragten US-Bürger für die Freigabe der Stammzellenforschung sind.
Mit seinem Spot unterstützt Fox eine demokratische Kandidatin, die sich bei den Wahlen am 7. November um einen Sitz im US-Senat bemüht. Claire McCaskill aus dem US-Bundesstaat Missouri will im Kongress für die Stammzellenforschung kämpfen.
Der hatte US-Präsident George W. Bush vor Jahren den Geldhahn abgedreht. Bush lehnt jede Forschung mit den Zellen wenige Tage alter Embryonen aus ethisch-religiösen Gründen ab. Er legte in diesem Juli ein Veto gegen einen Gesetzesentwurf ein, der das Verbot von staatlichen Geldern für die Stammzellenforschung aufgehoben hätte. Dabei hatten sich selbst namhafte Mitglieder seiner Partei auf die Seite der Befürworter gestellt.
Auch die US-Bevölkerung ist mehrheitlich seit längerem dafür, nach Stammzellentherapien für einige der schwersten Leiden zu suchen: Herz- und Kreislaufkrankheiten, Diabetes, Parkinson und Alzheimer sowie möglicherweise sogar Krebs. Dass Fox mit seinem Appell etwas ausgelöst hat, zeigt die Reaktion eines ultrakonservativen Radio-Kommentators. Er warf Fox vor, entweder seine Medikamente nicht zu nehmen oder aber zu schauspielern.
Patti Davis, die Tochter von Ronald und Nancy Reagan, empörte sich: »Fox könnte seine Krankheit vor uns verbergen. Niemand würde ihm das übel nehmen«, schrieb Davis. »Stattdessen aber nutzt er sein Unglück, um die Türen zu einer besseren Zukunft für uns aufzustoßen, eine Zukunft, in der es vielleicht eine Heilung für Parkinson, gibt.«
Fox weiß seit 1991 von seiner unheilbaren Krankheit. Er gab seine Parkinson-Diagnose 1998 bekannt und zog sich zwei Jahre später aus dem Filmgeschäft zurück.

Artikel vom 28.10.2006