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»Ältere können
Juwelen sein«

Arbeitnehmer wieder integrieren

Altkreis Halle (WB). Wie können die Qualitäten älterer arbeitsloser Arbeitnehmer genutzt werden? Und wie können solche Menschen wieder in den Arbeitsprozess integriert werden? Zu diesen Fragen haben jetzt die Kreisverbände der Gütersloher Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Nordrhein-Westfalens und der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands eine Veranstaltung durchgeführt.

Matthias Mense, stellvertretender Vorsitzender des MIT-Kreisverbandes, betonte, dass Deutschland angesichts einer alternden und rückläufigen Erwerbsbevölkerung auf das Wissen und Können älterer Arbeitnehmer angewiesen sei. Ein Blick in andere Länder zeige, dass die von Politik und Gewerkschaften jahrzehntelang betriebene Frühverrentungspolitik nicht der richtige Weg sei. In beschäftigungspolitisch erfolgreicheren Ländern wie den USA, der Schweiz, Norwegen oder Dänemark, sei die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen wesentlich höher als in Deutschland. Dabei stehen diese Länder für eine wirtschaftlich höhere Dynamik.
Drei Fachreferenten erläuterten vor den MIT- und CDA-Mitgliedern Modelle, wie ältere Arbeitnehmer sinnvoll in Betriebe integriert werden können: Hilde Knüwe von der gemeinnützigen Personalentwicklungsgesellschaft REGE und der GT aktiv GmbH sagte, dass nur noch in sechs von zehn Betrieben über 50-jährige Beschäftigte arbeiten. Auch in Ostwestfalen-Lippe ist jeder vierte Arbeitslose über 50 Jahre alt. Knüwe stellte das Projekt »Generation Gold« vor, das sieben Beschäftigungsmaßnahmen für ältere Arbeitslose im Bereich Bielefeld und Gütersloh durchführt. Darunter ist zum Beispiel das Projekt »Solitär«, das qualifizierte arbeitslose Frauen und Männer in mehrtägigen Assessments und Coachingkursen schult. Erfolg des Projektes »Generation Gold« in OWL: 1049 Personen nehmen derzeit an den Maßnahmen teil, 143 sind bisher in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt worden und 31 haben eine eigene Existenz gegründet.
Rolf Erdsiek, stellvertretender Geschäftsführer der GT aktiv, berichtete, dass 45 Prozent der Arbeitslosengeld-II-Bezieher keine Berufsausbildung haben. Zu den Förderprogrammen der GT aktiv gehören betriebliche Trainingsmaßnahmen, aber auch Eingliederungszuschüsse. So übernimmt das Kombilohn-Modell bis zu zwei Jahre 42 Prozent des Bruttolohns, wenn ein Unternehmen einem langjährigen Arbeitslosengeld-II-Bezieher eine berufliche Perspektive gibt. Walter Sierp, ebenfalls von der REGE, betonte, dass es am wichtigsten sei, Langzeitarbeitslosen das Gefühl zu geben, im Berufsleben noch eine Chance zu haben. Er berichtete, dass sich ältere Arbeitslose mit ihrer soliden Erfahrung dann für die Unternehmen häufig als wahre »Juwelen« herausstellen.

Artikel vom 30.10.2006