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Irma Warmbier entwickelte Bärenkräfte: Die Hausmeisterin riss für die Feuerwehr den Bauzaun nieder.

Hausmeisterin Heldin des Tages

Brand in Martinschule: Irma Warmbier löscht, alarmiert und rettet Leben

Von Jens Heinze (Texte) und
Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Ein technischer Defekt an einem Heizlüfter hat vermutlich das Feuer in der völlig ausgebrannten Turnhalle der Martinschule verursacht. Die Flammen haben einen geschätzten Sachschaden von 500 000 Euro angerichtet.

Trotz aller Tragik - die frisch renovierte Turnhalle im Erdgeschoss sollte am 20. November eingeweiht werden, im Februar 2007 sollte die offene Ganztagsschule im neu errichteten Stockwerk darüber in Betrieb gehen - gibt es eine Heldin des Tages. Das ist Hausmeisterin Irma Warmbier: Die 46-Jährige versuchte zu löschen, alarmierte die Feuerwehr und rettete Bauarbeiter aus dem Gebäude an der Deckertstraße.
»Das war der schlimmste Tag meines Lebens«, sagte die couragierte Hausmeisterin nach Ende der Löscharbeiten. Irma Warmbier, seit zehn Jahren Hausmeisterin der Gadderbaumer Martinschule, war Freitag gegen 7.50 Uhr wenige Minuten vor Unterrichtsbeginn auf dem Schulhof von einem Elektriker auf das sich in der Baustelle ausbreitende Feuer aufmerksam gemacht worden. Ein Heizlüfter, der vergangenen Donnerstag von einer Fachfirma im Geräteraum der Turnhalle aufgestellt worden war, um das zur Zeit heizungslose Gebäude für den am Freitag geplanten Einsatz des Fußbodenverlegers aufzuwärmen, war in Flammen aufgegangen. Dann griff das Feuer auf abgestelltes Turngerät über.
»Ich bin sofort wieder in die Halle reingerannt«, erinnerte sich Irma Warmbier an die ersten Minuten. Unterstützt von Handwerkern habe sie versucht, mit Eimern voller Wasser zu löschen. »Aber irgendwann mussten wir abbrechen, weil wir keine Luft mehr bekamen«, berichtete die 46-Jährige. Trotzdem gab die Hausmeisterin nicht auf: Sie alarmierte vom Schulbüro aus die Feuerwehr, scheuchte Kinder in die Schule, rief den Lehrern zu, zum Schutz vor dem Qualm Fenster und Türen zu schließen, rannte schließlich noch in den Neubau und zerrte polnische Trockenbauer aus dem 1. Stock an den Armen ins Freie. »Die hatten den Brand noch gar nicht bemerkt«, sagte Irma Warmbier.
Als die um 7.51 Uhr alarmierten 70 Brandbekämpfer von der Feuerwehr an der Martinschule eintrafen, stand über dem Schulgebäude bereits eine dicke Qualmwolke und Flammen schlugen aus geplatzten Fensterscheiben. Im Inneren, hieß es von Einsatzleiter Rainer Kleibrink, hätten Rauchgase durchgezündet und einen Feuersturm mit Temperaturen von bis zu 800 Grad entfacht. Zehn Löschtrupps gingen, unter anderem über eine Drehleiter, eineinhalb Stunden lang gegen die Flammen vor. Später am Vormittag mussten die »Blauröcke« erneut zum Nachlöschen ausrücken. - Die Feuerwehr hätte noch drei bis fünf Minuten schneller vor Ort sein können, wären anrückende Löschfahrzeuge auf der Deckertstraße nicht von im absoluten Halteverbot stehenden Pkw gestoppt worden. Bei einem völlig verkehrsbehindernd geparkten Peugeot mussten die Brandbekämpfer sogar die Scheiben einschlagen, um den Wagen wegtragen zu können.

Artikel vom 28.10.2006