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James Last und die letzte Tour

5 550 begeisterte Zuschauer wollen nicht an den Abschied glauben

Halle (WB). Irgendwie waren sie am Sonntagabend alle im Gerry Weber Stadion präsent: Phil Collins ebenso wie Richard Marx, Mariah Carey Seite an Seite mit Sir Elton John. 5 500 Zuschauer genossen ein Feuerwerk verschiedenster Rhythmen und Musikrichtungen, gebändigt von einem einzigen Urgestein der Musikszene und seiner Band: James Last gastierte beim neunten Konzert seiner Abschiedstournee in Halle.

Es ist »The Last Tour«, so will der weißhaarige Bigband-Leader seinen Fans weismachen. So richtig glauben mag man dies dem 77-Jährigen nicht, wenn er auf der Bühne vor seinem 40-köpfigen Orchester steht, locker aus dem Handgelenk mit dem ausgestreckten Zeigefinger die Rhythmen vorgibt und dazu im Takt wippt. Die Musik liegt ihm im Blut. Und mit ihr begeistert er die Massen.
Dabei sind es keineswegs seine eigenen Kompositionen, die da auf der Welle des Rhythmus zu den Menschen schwappen, die - überwiegend - nur unwesentlich jünger sind als er selbst. Als »erfolgreichsten Arrangeur der Welt« bezeichneten ihn Medien im Vorfeld seiner 30-Städte-Tournee. Nicht zu Unrecht. Schließlich kennt und liebt man den Bigband-Sound nicht nur in ganz Europa. Auch in China, Südafrika und in den USA kennt man den Wahl-Amerikaner. Man assoziiert mit seinem Namen die »Traumschiff«-Titel-Melodie ebenso wie den Hit »Biscaya«, 1982 sein großer Single-Hit.
Den Haller Zuschauern präsentierte er einen bunten musikalischen Blumenstrauß mit den großen Hits der vergangenen 35 Jahre. Da fehlte »Greensleeves« ebenso wenig wie die »Adelheid«, entführten James Last und seine Musiker die Haller »Downtown« oder - wie mit dem Juanes-Hit »La Camisa Negra« - nach Südamerika. Viele Lichteffekte, ab und an ein aufloderndes Feuerwerk, im Mittelpunkt aber stets das musikalische Können der Bläser, Streicher und Percussion-Unit und die Kunst, die Solisten im Orchester ins erste Glied rücken zu lassen.
Zusammen mit den wunderbaren Vokal-Artisten Sonia Jones, Ingrid Arthur, Tracey Duncan, Simon Bell und Mac Kissoon entstand so auch in der Lindenstadt das große James-Last-Feeling - übrigens nicht nur bei den »älteren« Semestern. Also doch Last not least? Vor allem die jüngeren Besucher ließen sich gerne von dem Maestro vor die Bühne locken, fanden es eher bedauerlich, dass ihnen von den Blöcken her der Weg dorthin versperrt blieb. Da wurde eben der Walzer auf den Galerien getanzt. Bis zum letzten Akkord mit der großen Feuerwerks-Fontäne. Um bei den verhallenden Tönen nach drei Stunden noch einmal musikalische mit Phil Collins festzustellen, dass man sich gegenseitig im Herzen bewahren wird. Alexander Heim

Artikel vom 31.10.2006