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Stadt und Schule werben für Ausbildung

Ob Koch oder Erzieherin: 59 Zehntklässler sind auf der Suche nach einer Lehrstelle für 2007

Werther (dh). 59 von 117 Zehntklässlern der Böckstiegel-Gesamtschule wollen im Sommer 2007 eine Ausbildung beginnen. Das sind zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Doch verbessert hat sich die Ausbildungsplatzsituation sicherlich nicht. Deswegen rufen die Gesamtschule, Übergangscoach Bettina Diersche und Bürgermeisterin Marion Weike Betriebe auf, mehr auszubilden.

Daniel Prüfer ist einer der 59 Schüler. Er hat bei einem Gartenbaubetrieb ein Praktikum gemacht, würde gerne den Beruf des Garten- und Landschaftsbauers lernen. Drei Bewerbungen hat der Zehntklässler bereits an unterschiedliche Adressen in Werther und Halle geschickt, gehört hat er bisher noch nichts.
»Wir ermutigen die Schüler, sich nicht nur auf einen Beruf zu konzentrieren«, betont Lehrer und Berufswahl-Koordinator Dieter Wissmann. »Denken in Alternativen« laute das Stichwort. Und: »Die Schüler sollen sich nicht von fünf Absagen abschrecken lassen«, betont Übergangscoach Bettina Diersche. »Die Erfahrung zeigt uns: Wer unermüdlich Bewerbungen schreibt, findet auch einen Ausbildungsplatz.«
Etwa 100 Ausbildungsbetriebe - Kfz-Werkstätten, Arztpraxen oder Rechtsanwaltskanzleien - in Werther und Umgebung hat Bettina Diersche angeschrieben, doch die Resonanz sei enttäuschend: »Kein einziger Betrieb hat geantwortet«, stellt sie fest. Lediglich nach einem persönlichen Gespräch mit der Bürgermeisterin hätten vereinzelt Firmen, die bisher nicht ausbilden, signalisiert, sich um die Einrichtung einer Lehrstelle bemühen zu wollen.
Dabei stehen die Betriebe mit ihren Auszubildenden nicht allein da. Bettina Diersche bietet Firmen nicht nur an, ihnen passgenau Bewerber zu vermitteln. Sie begleitet Betrieb und Auszubildenden auch während der Lehrzeit oder hilft, einen Ausbildungsverbund zu gründen.
Aus Sicht von Schule und Übergangscoach sind die Zehntklässler gut vorbereitet: Bereits seit der Jahrgangsstufe 8 arbeiten sie auf das Schreiben von Bewerbungen, auf Vorstellungsgespräche und Einstellungstests hin. Die Notlösung, mangels Ausbildungsplatz ein Jahr länger die Schulbank zu drücken, hilft aus Sicht von Dieter Wissmann nicht weiter: »Die Erfahrung zeigt, dass die Schulnoten nicht nur nicht besser, sondern oft sogar schlechter werden«, sagt der Lehrer. Und: Das Problem werde nur verschoben. Denn: Von den knapp 50 Jugendlichen, die sich im vergangenen Jahr beworben hatten, haben nur knapp 30 eine Lehrstelle bekommen. Die anderen werden wohl jetzt erneut einen Anlauf auf den Arbeitsmarkt nehmen.
Dabei wollen Werthers Zehntklässler ganz »normale« Berufe erlernen: Kfz-Mechatroniker, Krankenschwester, Erzieherin oder Koch. Ein Praktikum - während der Schulzeit oder in den Ferien - kann ihnen erste Türen öffnen. Doch um bleiben zu dürfen, muss die Bereitschaft der Betriebe da sein.

Artikel vom 25.10.2006