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»Randalierer«
in der Senner
Fachhochschule

Erfolgreiche Übung der Polizei

Senne (oh). Der »Hilferuf« des Rektors stieß auf offene Ohren. Umgehend rückte gestern Mittag die gesamte Einsatzhundertschaft der Bielefelder Polizei, einschließlich des Alarmzuges des Regierungsbezirks Detmold, vor der »Fachhochschule« (FH) im Senner Ortsteil Grundheide an.

Mehr als 120 zum Teil radikale Demonstranten hätten das Rektorat, den Eingangsbereich, das Treppenhaus und Räume in verschiedenen Stockwerken der FH besetzt, so die Information über eine recht kritische Lage, die zu eskalieren drohe. Ziel der Beamten unter der Leitung des Hundertschaftführers Wigand Patzelt sowie der Zugführer Marc Rohleder, Diego Kern und Harald Pult war es, die Demonstranten zur Aufgabe zu veranlassen und das Gebäude zu räumen.
Keine ganz einfache Aufgabe, wie sich sogleich zeigte. Die Randalierer empfingen die Polizisten vor Ort mit Wurfgeschossen, hatten diverse Lagerfeuer vor dem Gebäude entfacht und durch Sitzblockaden den Haupteingang des Gebäudes abgeschottet. »Aber wir haben unser Ziel erreicht. Es hat sogar schneller geklappt als geplant - auch wenn es kein Spaziergang war«, sagt Uwe Kröger von der Einsatzhundertschaft.
Ein Spaziergang war die gut sechsstündige Aktion fürwahr nicht - obwohl das so realistisch anmutende Spektakel tatsächlich »nur« die jährlich stattfindende Großübung in Zusammenarbeit mit der Stukenbrocker Polizeischule »Erich Klausener« war. »Für unsere Schüler ist dieser Tag mit der Bielefelder Einsatzhundertschaft ihre erste Übung für geschlossene Einheiten. Er findet im Rahmen eines vierwöchigen Abschlusspraktikums am Ende des zweiten Ausbildungsjahres statt«, erklärt Kriminalhauptkommissar Walter Quante vom Führungsteam der Polizeischule. Die Rahmenhandlung der Übung war zuvor gemeinsam festgesetzt worden. Als ideale Übungs-Fachhochschule diente die längst verwaiste Senner Grundschule Grundheide.
Dort gaben am Dienstagmorgen zunächst die Beamten der Einsatzhundertschaft ihren Einstand als »radikale Demonstranten«. Ihre künftigen Kollegen mussten zeigen, ob sie im Unterricht in der Polizeischule bisher gut aufgepasst haben und als Einheit effektive Maßnahmen für eine möglichst friedliche Räumung des »Rektorates« umsetzen können. Der Polizeinachwuchs zeigte sich auf der Höhe - erfolgreich wurden die unwilligen und renitenten Demonstranten »im Schwitzkasten« abgeführt und »neutralisiert«.
Nach der Mittagspause gab's dann den Rollentausch, und die Gangart wurde professioneller. Den Beamten der Hundertschaft kam ihre praktische Erfahrung zugute. Aber auch die jungen Demonstranten boten ihrem Gegenüber einiges an überraschenden »Einlagen«. Die schon erwähnten Wurfgeschosse - Tennisbälle - flogen aus den Fenstern und den Beamten um die Ohren, die das Gebäude umstellt hatten. Zwei »Studenten« sprangen plötzlich aus Fenstern heraus und versuchten zu flüchten - was einem auch gelang. Den anderen stellten die zwar überraschten, aber reaktionsschnellen Polizisten.
»Gut gemacht«, lobte Kriminalhauptkommissar Quante. Und: »Gut gelaufen« war auch das Fazit der Führungsmannschaft der gemeinsamen Übung bei der abschließenden Manöverkritik. Der schloss sich für alle Beteiligten ein gemütlicher Abend in der Stukenbrocker Polizeischule an.

Artikel vom 25.10.2006