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Annie Girardot: Beim Spielen merkt man nichts

Spielt, trotz Krankheit: Annie Girardot.Foto: dpa

Paris (dpa). Nur das Kino hält sie noch am Leben, denn Annie Girardot leidet seit drei Jahren an der langsam fortschreitenden Alzheimer-Krankheit. »Mein Glück finde ich vor der Kamera«, sagte die Französin, die der Dichter Jean Cocteau als das »schönste dramatische Talent der Nachkriegszeit« bezeichnete. Die Schauspielerin, die morgen ihren 75. Geburtstag feiert, kann auf mehr als 100 Filme zurückblicken. Demnächst wird Girardot in dem Drama »Le miroir aux alouettes« von Jude Baumann spielen - denn auf der Bühne und vor der Kamera ist von der Krankheit nichts zu merken.
»Das ist wie ein Wunder. Auch ihr Arzt kann das nicht verstehen«, sagte ihre Tochter Giulia Salvatori. So soll Girardot, kaum dass sie vor die Kamera oder auf die Bühne tritt, völlig präsent, konzentriert und brillant sein - genau wie früher in dem Visconti-Film »Rocco und seine Brüder« (1960) mit Alain Delon oder in »Drei Zimmer in Manhattan« (1965) von Marcel Carné, für den sie auf der Biennale in Venedig den Preis der besten Darstellerin erhielt. »Aus Liebe sterben« (1970), ein Streifen, den André Cayatte nach einer wahren Begebenheit drehte - Lehrerin verliebt sich in Schüler - machte die Girardot zum Weltstar. In 40 Jahren sah man Annie Girardot in künstlerisch ambitionierten, aber auch nur unterhaltsamen Filmen.

Artikel vom 24.10.2006