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Selbstkritik beim »TBV Brockhagen«

Handball-Cocktail: Niederlage für ein Trio doppelt schmerzhaft - Möhle stachelt Ehrgeiz an

Von Johnny Dähne, Sören Voss
und Gunnar Feicht
Altkreis (WB). »Das ist ja richtig fair heute. Hätte ich nicht gedacht, bei einem Spiel Zweiter gegen Erster.« Als einer der beiden Schiedsrichter im Sportpark Senden Anfang der zweiten Halbzeit dieses Urteil abgab, war das Landesliga-Spitzenspiel zwischen Gastgeber ASV und TuS Brockhagen - Endstand 39:30 - bereits entschieden.

Beim 22:12 war eigentlich klar, dass ob des klaren Spielstands nicht mehr die größte Aggressivität aufkommen würde. Das sah nach einem Klassenunterschied aus - und der freudsche Versprecher des Hallensprechers vor dem Topspiel - »Wir begrüßen ganz herzlich unsere Gäste vom TBV Brockhagen« - erschien im Nachhinein doppelt deplatziert. Der nicht eingeweihte Zuschauer hätte durchaus den Eindruck gewinnen können, dass es sich hier um ein Pokalspiel handelt, in dem der klare Favorit den Außenseiter pflichtgemäß abwatscht.
»Unsere Leistungsträger haben nicht das gezeigt, was sie eigentlich können. Gepaart mit einer schlechten Chancenauswertung kommt dann so ein Ergebnis zustande«, äußerte sich TuS-Trainer Heiko Ruwe dementsprechend enttäuscht. Seine Spieler sparten nicht mit Selbstkritik. »Wir haben nichts von dem gemacht, was der Trainer uns mit auf den Weg gegeben hat«, war nicht nur Björn Huxohl ratlos. Auch der wegen einer Daumenverletzung schmerzlich vermisste Thorsten Harbert hatte keine Erklärung parat: »Heute lief ja wirklich gar nichts.«
Stellt sich die Frage, wie der TuS nach zuvor 10:0 Punkten den ersten schweren Rückschlag wegsteckt. Zumal für drei Spieler die Niederlage doppelt schmerzhaft war: Lokman Direk beklagt einen dicken Knöchel, nachdem er bei der »Landung« unglücklich aufkam, Lars Deppe erhielt einen Schlag aufs Knie, »Chrissi« Kalms kugelte sich einen Finger aus, den er sich selbst wieder einrenkte - mit einem Tapeverband ging's weiter. Trainer Heiko Ruwe (gestern konnte er über die genauen Diagnosen noch nichts sagen) hofft jetzt, dass nicht auch dieses Trio noch länger ausfällt.
Mit Sporttasche unter dem Arm und in Sportbekleidung betrat er die Halle. Unterstützen konnte Dirk Elschner »seine« Sportfreunde Loxten allerdings nur moralisch von der Bank aus. »Else« juckte es sichtlich in den Fingern, dem Verbandsligisten wird er aufgrund seiner Schulterverletzung aber noch fünf Wochen fehlen.
Ähnliches gilt für Heiner Steinkühler, der am Samstag mit einer dicken Knöchelbandage am Rand saß: »Ich bin beim Basketball umgeknickt. Es ist zwar nur das rechte und nicht das Sprungbein, der Arzt meint aber, dass es vier bis sechs Wochen dauern wird.«
Beim 21:30 gegen Ahlen II wurden beide schmerzlich vermisst. »Ohne sie wird es auch in den nächsten Spielen verdammt schwer«, weiß Trainer Willi Möhle. Besonders in der Offensive müssen sich die Sportfreunde steigern. Beispielsweise bei Daniel Bölsche sieht Möhle noch viel Potenzial: »Bölschi kann von seiner Veranlagung her vielleicht sogar Regionalliga spielen, er muss nur mehr als Teamspieler auftreten.« Erhebliche Steigerungsmöglichkeiten sieht der Coach ebenfalls bei Marcus Otten. Der lange Rechtshänder traf gegen Ahlens 6:0-Deckung nur einmal. Möhle: »Gerade eine solche Abwehr ist für ihn eigentlich ein Geschenk wie zu Weihnachten.«
In der Frauen-Oberliga stellt sich nach Halles Traumstart (11:1 Punkte) die Frage: Ist Union schon reif für das Attribut »Aufstiegsanwärter«? Auch wenn der hoch gewettete TuS Müssen-Billinghausen mit 22:23 gegen Witten nun schon die zweite Niederlage kassiert hat, will Trainer Karl-Heinz Klenke dieses Wort nicht in den Mund nehmen. Als Augenzeuge des Spiels in Müssen weiß Klenke um die Kräfteverhältnisse: »Witten ist bärenstark, hat sich durch zwei Ex-Zweitliga-Spielerinnen mit 1,90-m-Gardemaß aus Recklinghausen optimal verstärkt. Und für uns wird's schon kommenden Sonntag in Wettringen sehr schwer. Eine junge, sehr heimstarke Truppe, die 60 Minuten lang Gas gibt.« Aber das ist ja auch Halles größte Stärke.

Artikel vom 24.10.2006