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Ingo Börchers brilliert vor 160 Zuschauern

Genuss mit Lachgarantie: Kabarettist präsentiert sein neues Programm »Wissen auf Rädern«


Halle (law). Lachen ist bekanntlich die beste Medizin. Die Gesundheitsreform - eines der Themen von Ingo Börchers - wäre damit praktisch überflüssig, denn Gründe zum Lachen gab es am Sonntagabend in Halle genug.
Vor mehr als 160 Zuhörern im restlos ausverkauften Bürgerzentrum Remise präsentierte der Kabarettist sein neues Programm »Wissen auf Rädern«. Ein Genuss mit garantierter Lachgarantie - und das alles auch noch rezeptfrei. Getreu dem Motto »Die Welt ist eine Google« präsentierte der aus Borgholzhausen stammende Künstler 90 Minuten Kabarett vom Feinsten. Nachdem sein Name schon die absurdesten Veränderungen in Ankündigungen durchgemacht hatte, fanden die Umgestaltungen ihren Höhepunkt bei einem Auftritt in Cottbus. Hier trat nicht ein gewisser Ingo Börchers, sondern ein Ingo Brockhaus auf.
Sehr gerne sei er zu einem Heimspiel nach Halle, dem »Epizentrum des ausgelassenen Frohsinns«, gekommen. Mit viel Wortwitz und zahlreichen kreativen und kritischen Ideen zeigte Ingo Börchers den Übergang unserer Gesellschaft von der Produktions- zur Wissensgesellschaft. Eine seiner zahlreichen Ideen: Statt in der Schule Bruchrechnen zu lehren, sollten die Lehrer viel lieber die 1000 besten, legalen Steuertricks den Schülern beibringen, karikierte Börchers, der am Kreisgymnasium in Halle selbst die Schulbank drückte.
Weitere unterhaltsame Seitenhiebe hatte Börchers auf das Schulsystem parat. Statt dem Rattenfänger von Hameln, der noch zu seiner Schulzeit zum Unterrichtsstoff gehört, kennen heute alle Schüler die neuesten »Mousetreiber«. Doch nicht nur die Schule und die Gesundheitsreform bekamen unterhaltsam ihr Fett weg. Auch das Renovieren der ersten eigenen Wohnung (»Nun würde ich mich auch ohne Probleme an die Restauration der Dresdner Frauenkirche wagen«) und weitere allgemeine gesellschaftliche Themen waren Schwerpunkte seines sehens- und hörenswerten Programms.
Viel gesundes Halbwissen, das für Smalltalks locker ausreichte, präsentierte Börchers. Von vielversprechenden Politikern und viel versprechenden Politikern zu »entfernten« Verwandten in der Mafia-Familie reichen die Wortwitze, die von Brillanz zeugen. Frauen in Modegeschäften mit ihren »Stoffwechselkrankheiten«, Schnecken mit Gleitzeitverträgen, Ärzte, die heutzutage sechs Semester BWL und zwei Semester Jura studieren, und dann noch einen Erste-Hilfe-Kurs machen. Dazwischen immer wieder nützliche Informationen, warum Kühe nicht schwimmen können und der kritischen Betrachtung der Aussagen »Warte mal schnell« und »Beeil dich mal langsam«.
Mit wenigen Utensilien, dafür aber umso mehr Stärke in seinen Erzählungen kann Ingo Börchers das Haller Publikum an diesem Abend ganz für sich gewinnen.

Artikel vom 24.10.2006