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Keine Spur und die Kripo schweigt

Mord an Elisabeth Deniz (25): Intensive Ermittlungen im familiären Umfeld

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). Auch elf Tage nach den tödlichen Messerstichen auf die 25-jährige Elisabeth Deniz aus Gütersloh ist diese schreckliche Tat immer noch nicht aufgeklärt. Es scheint so, als ob die Polizei bei der Jagd nach ihrem Mörder noch keinen Schritt weiter gekommen ist.

Weder die gebildete Mordkommission »König« (weil der Tatort in der Königstraße in Gütersloh liegt) noch der leitende Staatsanwalt Hans-Dieter Heidbrede geben zurzeit einen Lagebericht zum Stand der Ermittlungen ab. Seit einer Woche heißt es: »Es gibt nichts Neues. Wir konzentrieren uns weiter auf das familiäre Umfeld des Opfers. Eine heiße Spur ist bis jetzt nicht dabei.« Was ist da los? Schweigen die Ermittler, weil sie vielleicht kurz vor einem Zugriff stehen, oder tappen sie wirklich noch völlig im Dunkeln?
Fest steht lediglich, dass es in den vergangenen Tagen erneut mehrere Aktivitäten der Polizeibeamten am Tatort an der Königstraße gegeben hat. Fast täglich, so berichten Nachbarn, seien Kripoleute in die Wohnung des Mordopfers gegangen und blieben dort über Stunden. Auch Spürhunde seien wieder zum Einsatz gekommen, Anwohner würden immer wieder befragt. Vor der Haustüre der Ermordeten haben mittlerweile Familienangehörige, Freunde und Bekannte Blumen und Kerzen niedergelegt. Auch diese wurden von den Hunden der Polizei abgesucht. Elisabeth Deniz konnte am Montag unter großer Anteilnahme beigesetzt werden.
Die schöne Modeverkäuferin wurde, wie berichtet, am Dienstag, 10. Oktober, in den frühen Abendstunden in ihrer Wohnung mit 40 Messerstichen niedergemetzelt. Eine Nachbarin hatte gegen 21.30 Uhr laute Hilferufe gehört und fand dann wenige Minuten später die blutüberströmte Elisabeth Deniz in ihrem Badezimmer auf. Die junge Aramäerin starb wenig später im Städtischen Klinikum. Zeugen sahen noch einen Mann mit dunkler Kleidung und einem Rucksack, der sich auffällig schnell aus dem Treppenhaus bewegte.
Die Art und Weise wie die Frau starb, so Staatsanwalt Heidbrede, lasse darauf schließen, dass es sich hier um eine gesteuerte Tat handelte. 40 gezielte Stiche mit wahrscheinlich einem Butterfly-Messer in den Rücken, Hals und Kopf des Opfers deuten darauf hin, dass man es wirklich mit einen so genannten »Ehrenmord« zu tun habe. Außerdem gebe es noch andere »Zeichen« in diese Richtung, die Heidbrede aber nicht näher umschreiben will. Deshalb sei besonders die Familie in das Visier der Fahnder geraten.
Inzwischen sickerte aus einer der beiden aramäischen Gemeinden durch, dass es in der Familie der Getöteten in den vergangenen Jahren immer wieder zu Streitereien gekommen ist. »Die Familie sei immer schwierig gewesen«, sagte ein Bekannter dieser Zeitung. Er glaube aber nicht, dass der Mörder dort zu finden sei. Alle Mitglieder der Familie hätten sich längst damit abgefunden, dass Elisabeth Deniz ein »moderneres Leben« geführt hätte als sie selbst. Außerdem wünschten sich alle Aramäer in Gütersloh nichts sehnlicher, als dass der Fall endlich aufgeklärt würde.

Artikel vom 21.10.2006