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»57 Jahre Currywurst - jetzt reicht's!«

Koch Volker Beckord kredenzt seinen Gästen kurioses Gericht: die Schoko-Wurst

Von Christian Bröder
Gütersloh (WB). Ein wenig in die Jahre ist sie gekommen, die gute, alte Currywurst. Aber wem diese inzwischen zu langweilig geworden ist, dem wird jetzt ein völlig neuer Genuss geboten: Der Gütersloher Koch Volker Beckord (38) kredenzt uns jetzt nämlich das wohl kurioseste Gericht dieses Herbstes: Die Bratwurst »Azteka« -Êmit einem ordentlichen Schuss Schokoladensauce.

Langsam aber sicher entwickelt sich der Kreis Gütersloh zur deutschen Bratwurst-Hochburg. Insgesamt fast 80 fleisch-verarbeitende Betriebe haben hier ihren Sitz. Genauso wie der erste deutsche Bratwurst-Club mit mehr als 6000 Mitgliedern, darunter Boxer Axel Schulz und TV-Koch Ralf Zacherl. Und jetzt kommt Volker Beckord: »57 Jahre Currywurst -Êjetzt reicht's!«, hat sich der Erfinder der Schoko-Wurst gedacht. In seinem Altdeutschen Hof (Motto: »So westfälisch, wie wir westfälisch kochen, kocht kein Grieche griechisch«) an der Grenze zu Avenwedde hat er abends gebruzzelt, als ihm der zündende Funke kam. Warum nicht einmal Schokolade? Bereits die Azteken aßen früher leidenschaftlich gern die Götterspeise aus dem Regenwald in Verbindung mit Fleisch. Und was vor 3000 Jahren geschmeckt hat, wird wohl auch heute so manchen Gaumen verzücken.
Gesagt, getan: Ein paar Löffelumdrehungen und Kostproben später war die neue Kreation für die eingefleischten Gäste perfekt: »Azteka« mit Schokoladensauce? Das soll eine Bratwurst sein? Allerdings und sie entfaltet ungewohnte Geschmacks-Explosionen. Knackig und kross wird kombiniert mit saftig und süß. Das Rezept ist geheim, aber soviel sei hier verraten: Grundlage ist die eigens hergestellte Currysauce, die mit einigen Stücken Zartbitterschokolade und weiteren Zutaten verfeinert wird. Currywurst-Erfinderin Herta Heuwer würde sich wohl im Grabe umdrehen, wenn sie von der neuen Rezeptur wüsste. Auch ungewöhnlich: Die Bratwurst »Hawaii« mit Ananas, »Spezial« im Blätterteigmantel, »Diabolo« mit höllenscharfer Sauce oder »Shanghai« süß-sauer gesellen sich zur »Azteka«.
Koch Beckord zeigt mit der ersten »Speziellen Gütersloher Bratwurstkarte«, wie viel kreatives Potential die westfälische Küche zu bieten hat. Und was sagen die Kollegen aus der Wurstbranche zur Schoko-Wurst? Fleischer-Innungs-Obermeister Georg Müller (35), der selber auch Chili-, Gyros- oder Cheese&Onion-Bratwurst herstellt: »Das hört sich ja wirklich kurios an, aber man muss heute für alles offen sein. Den Variationen sind nun mal keine Grenzen gesetzt.« Na dann, guten Appetit!

Artikel vom 23.10.2006