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Pauken im Benimm-Workshop

150 Hauptschüler lernen richtige Umgangsformen für Job und Alltag

Steinhagen (mel). Gerade mal drei bis acht Sekunden hat man Zeit, um bei anderen Menschen einen ersten Eindruck zu hinterlassen. Wenig Zeit, in der man sich vor allem bei einem Vorstellungsgespräch gut präsentieren sollte. In einem Benimm-Kurs vermittelt derzeit Almut Eulberg von der Deutschen Angestellen-Akademie (daa) Steinhagener Hauptschülern, worauf es ankommt bei gutem Benehmen.

Schulsozialarbeiter Wilhelm Mesker hatte den Workshop »Respect« über das Gütersloher Netzwerk Gewaltprävention beantragt und dafür Fördergelder von 1600 Euro bewilligt bekommen. »Ich finde das ganz wichtig für unsere Schüler, die demnächst ins Arbeitsleben starten«, sagt Mesker.
Nicht den richtigen Knigge, sondern Umgangformen für den Alltag lernen die Schüler von Almut Eulberg. »Viele wissen nicht, wie man sich richtig anzieht, gehen im Anzug zum Vorstellungsgespräch als Maurer, oder mit Schlabberjeans und Sweatshirt ins Büro.« Eins fällt der Diplom-Trainerin immer wieder bei ihren jungen Schützlingen auf. »Die meisten kennen ihre Stärken nicht und können sich nicht richtig präsentieren. Erst wenn man ihnen den Spiegel vorhält, reflektieren sie ihr eigenes Verhalten.«
Schon die Körperhaltung bei der Begrüßung lässt laut Almut Eulberg zu wünschen übrig. »Wer dasteht, wie ein nasser Sack, macht nunmal keinen guten Eindruck.« Deshalb wird im Kursus geübt, wie man sein Gegenüber begrüßt, ihm richtig die Hand schüttelt und dass man ihm dabei in die Augen schaut. Aber auch das richtige Verhalten am Telefon und vor allem Tischmanieren sind Teil der Übung. »Immer von außen nach innen«, erklärt die Trainerin, wie man das Besteck beim Essen nimmt, wenn mehr als eine Gabel und ein Messer neben dem Teller liegen. »Das kann euch auch in der Pizzeria passieren, nicht nur in einem noblen Restaurant«, betont Eulberg auf Nachfrage eines Schülers, dass man dieses Wissen sehr wohl auch einmal gebrauchen kann.
Das Training besteht aus folgenden Bausteinen: Gründe für soziale Regeln, Verhaltensregeln im Beruf - anders als Zuhause, Hierarchien erkennen und beachten, Kommunikationsregeln für den Job (Begrüßung, Anrede, Vorstellung, Bitte und Danke), Umgang mit und beim Essen und Trinken und Stolpersteine in der (betrieblichen) Praxis. Darunter ist oft einiges, was den Teilnehmern völlig neu ist. »Das Thema Tischmanieren finde ich richtig interessant«, meint zum Beispiel Bianca Kickel. Sie ist einer von insgesamt 150 Hauptschülern, die das Projekt in vier Gruppen durchlaufen.
Auch ein Bewerbungstraining mit Almut Eulberg gehört zum Kurs. »Das stärkt das selbstbewusste Auftreten der Jugendlichen«, weiß die Trainerin. Und auch für den Umgang der Mädchen und Jungen untereinander sei das Gelernte gut: »So lernen sie, mehr Respekt voreinander zu haben.«

Artikel vom 20.10.2006