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»Der verlängerte Arm des Pastors«

Bezirksverband der Frauenhilfe besteht 80 Jahre - Jahresfest im Haller Martin-Luther-Haus

Halle (kg). Wo mag bloß die Fahne geblieben sein, die 1926 zur Gründung des 28. Kreisverbandes der Westfälischen Frauenhilfe gehisst wurde? »Eine Fahne - das heißt sichtbar machen, was Frauenhilfe ist und was sie tut«, erinnerte Superintendent Walter Hempelmann an die Gründung.

Im Jahr des 100-jährigen Bestehens der Westfälischen Frauenhilfe feierte der Bezirksverband der Evangelischen Frauenhilfe sein Jahresfest. 80 Jahre lang »der verlängerte Arm des Pastors« - »ohne Frauenhilfe würde viel fehlen«, erinnerte Hempelmann nicht nur an all die Begegnungen in den Gemeindehäusern, sondern auch an das diakonische Engagement der Frauen, die am »Gemeindeaufbau im ureigensten Sinne« mitgebaut haben. »Die Frauenhilfe ist im guten Sinne in die Jahre gekommen und traditionell verankert. Sie ist ein Gut, das weiter zu pflegen und zu entwickeln ist«.
Beim Jahresfest im Haller Martin-Luther-Haus warfen gut 200 Frauen einen Blick in die Geschichte. Nach dem Gottesdienst, den Pfarrerin Katja Jochum aus Soest mit dem Bezirksvorstand gestaltete, nach den Liedern der Chöre unter Leitung von Martha Flemming und mit Amanda Bußmeyer am Klavier warf Vorsitzende Christiane Karp-Langejürgen einen Blick in die Vergangenheit. Frauenhilfen einzelner Gemeinden, Missions- und Handarbeitsvereine schlossen sich zusammen, und im Juni 1926 wurde das erste Jahresfest des Bezirksverbandes Halle gefeiert. Vorsitzende und die Vorstandsfrauen Hannelore Mundhenke, Lisa Sahrhage, Hanna Meyer zu Vilsendorf, Helga Baldauf und Sabine Pape erinnerten an Elisabeth Kastrup, die erste Frau, die dies Ehrenamt inne hatte. Sie erwähnten auch die schwierigen Zeiten im »Dritten Reich«, ein drohendes Verbot und den Schutz durch das Vereinsgesetz, schließlich die regen Aktivitäten in den Nachkriegsjahren, die auch mit dem Namen Dr. Julius Baumann verknüpft sind.
Elsbeth Pohlmann, stellvertretende Vorsitzende der Landfrauen Gütersloh-Halle, griff in ihrem Grußwort den immer lauter werdenden Ruf nach dem Ehrenamt auf. »Das ist nichts Neues für uns. Ehrenamtlicher Einsatz hat uns immer sehr am Herzen gelegen«, sagte sie, bevor Hanna Meyer zu Vilsendorf und Erika Niemann in einer humorigen Einlage die »Church Card« thematisierten.
Die Aufgaben und Anforderungen an eine Frauenhilfe in der Zukunft griff Christel Schmidt in ihrem Festvortrag auf. Die Vorsitzende des Landesverbandes betonte, dass die allseits geforderte Ehrenamtlichkeit nicht für Nichts zu bekommen sei. »Um zu sparen, muss man zuerst investieren, auch in Menschen«, unterstrich sie. Gerade jetzt im Reformprozess »Kirche mit Zukunft« müsse man auf gute Traditionen, auf ein Miteinander vertrauen - besonders bei den Visionen einer einladenden Kirche.

Artikel vom 19.10.2006