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Sprache will früh gelernt sein

Beispiel Laukshof - Förderung in Kindergärten immer notwendiger

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Die Landesregierung will künftig vierjährige Kindergartenkinder auf ihre Sprachfähigkeit testen. Der richtige Weg -Êwenn Sprachförderung und die nötigen Finanzen dazukommen, meint Barbara Kochmeier dazu, Leiterin der AWO-Kita Laukshof.

»Wenn wir Qualität leisten sollen, dürfen nicht Personal und Sachkosten abgezogen werden«, sagt Kochmeier mit Blick auf aktuelle Sparmaßnahmen in NRW. In ihrer Kindertagesstätte wird bereits seit 2002 mit Landesmitteln Sprachförderung für Kinder im letzten Vorschuljahr praktiziert. In Bielefeld gebe es sogar zwei Jahre vor der Einschulung mit Hilfe eines Sponsors ein zusätzliches Jahr an Förderung, weiß die Leiterin und wünscht sich dies auch für den Kreis Gütersloh. Denn der Bedarf, das Problem mit Deutsch und Sprache überhaupt, sei nun einmal da, und nicht nur in der Kita Laukshof, die zu 75 Prozent von Kindern mit Migrationshintergrund besucht wird.
»Das Problem findet sich in allen gesellschaftlichen Kreisen. In den Familien wird einfach zu wenig miteinander gesprochen«, erläutert Barbara Kochmeier. Gemeinsame Mahlzeiten oder die Gute-Nacht-Geschichte -ÊGelegenheiten, bei denen Kinder zu Hause in Ruhe erzählen oder zuhören können fehlen häufig. Deshalb werden an der AWO-Kita auch gezielt die Eltern mit in die Sprachförderung einbezogen. Etwa mit Hilfe von Lernspielen für die ganze Familie, die ausgeliehen werden können.
Sprachförderung greift nicht Sprechstörungen auf, wie sie ein Logopäde behandelt. Vielmehr geht es um einen altersentsprechenden Wortschatz und Satzbau. »Die wenigsten Kinder kennen einen Blumenkohl«, sagt Barbara Kochmeier. Und wenn ein Kind geschickt wird, um eine Tube Klebstoff zu holen, dann weiß es auch oft nicht, was gemeint ist.
31 Laukshof-Kinder werden im kommenden Jahr eingeschult, 20 von ihnen besuchen die beiden je vierstündigen Fördergruppen mit Sozialpädagogin Kerstin Eisenhardt, die auch schon als Grundschullehrerin gearbeitet hat. Sie übt mit den Kindern neue Begriffe und vollständige Sätze, singt oder macht themenbezogene Ausflüge, etwa auf den Wochenmarkt.
Aber auch alle anderen Kinder sollen sprachlich gefördert werden, sei es im morgendlichen Stuhlkreis, wenn eine Pferde-Geschichte von den Kindern weitergesponnen oder ein Bewegungslied gesungen wird, das den Sprachrhythmus verdeutlicht. Die Kita-Mitarbeiter notieren fortlaufend ihre Beobachtungen, sprechen dies mit den Eltern durch und geben es auch an die entsprechenden Grundschulen weiter.
Wie sich die nun im Schulgesetz verankerten Sprachstandserhebungen auswirken werden, davon kann sich Barbara Kochmeier mangels konkreter Konzepte bislang noch kein Bild machen. Aber werden die Kindergärten nicht langsam mit einer neuen Bildungsaufgabe nach der anderen überfrachtet? »Spracherziehung gehörte schon immer zum Bildungsbereich der Kindergärten, schon lange vor Pisa«, meint Barbara Kochmeier. Nur mehr fordern bei weniger Personal, das gehe nicht.

Artikel vom 18.10.2006