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Auto war Jahrzehnte vergraben

Unglaublicher Fund bei Bauarbeiten in Barnhausen: ein alter Borgward-Pkw

Von Stefan Küppers
Borgholzhausen-Barnhausen (WB). Es gibt Dinge, von denen man glauben möchte, es gibt sie nicht. So vermutet man alte Autos gemeinhin auf einem Schrottplatz, vielleicht bei illegaler Entsorgung noch in einem einsamen Waldstück oder in einem See. In Barnhausen hingegen ist ein altes Auto vergraben worden, vermutlich vor Jahrzehnten.

Denn was Bauarbeiter gestern am Rande eines Maisfeldes an der Barnhausener Straße mit dem Bagger in Einzelteilen aus dem Erdreich beförderten, ist ein alter Borgward-Pkw. Das einst stolze Flaggschiff deutscher Automobilkunst ist bis Anfang der 60er Jahre produziert worden, heute ist der Borgward bei Oldtimer-Freunden noch sehr beliebt. Denen würden wahrscheinlich die Augen tränen, wenn sie mitbekommen hätten, wie in Barnhausen jemand seinen Borgward entsorgt hat.
Denn das Auto wurde mit dem Dach zuerst - vermutlich heimlich, still und leise - in eine Grube direkt an einem Feldrand an der Barnhausener Straße 18. gekippt. Entsprechend muss der Pkw, vielleicht mit Hilfe eines Lkws, von oben ins Loch gebracht worden sein. Um Folgen für die Umwelt hat sich der »Entsorger« seinerzeit vermutlich wenig Gedanken gemacht. Es wuchs jedenfalls »Gras über die Sache«, und heute wird auf dem Feld Mais angebaut.
Offengelegt wurde das ungewöhnliche Borgward-»Grab« von Bauarbeitern der Firma Rogge aus Gütersloh, die derzeit in Barnhausen im Auftrag der RWE eine Starkstromleitung (10 000 Volt) in die Erde legt.
Bauarbeiter Joachim Quaschny hat im Laufe seines 30-jährigen Arbeitslebens mit dem Bagger schon so manche ungewöhnliche Sache zutage befördert. »Doch ein vergrabenes Auto habe ich noch nie erlebt«, stellt er mit Nachdruck fest. Mit seinem Kollegen Klaus Sirges holte er zunächst eine Radachse mit Reifen aus dem Erdreich, dann den Motorblock. Auf den alten Radkappen entdeckten sie dann das Borgward-Zeichen.
Bei aller Kuriosität ist der ungewöhnliche Fund auch mit Ärger verbunden. Denn die Verlegearbeiten wurden verzögert. Am Mittag musste Telekom-Mitarbeiter Harald Finke aus Dissen anreisen, weil für die Bergung des Pkw drei unterirdische Telekom-Leitungen im Weg lagen. Zwei davon waren zum Glück »tot«, so dass sich der Aufwand in Grenzen hielt.
Um die Entsorgung muss sich in diesem Falle die Stadt Borgholzhausen kümmern. Bürgermeister Klemens Keller, der auch in Barnhausen wohnt, machte sich gestern ein Bild der Lage vor Ort. Auch Umweltbeauftragter Dirk Nolkemper, der beruflich schon einige Erfahrungen mit ungewöhnlichen »Altablagerungen« gemacht hat, staunte über diesen beispiellosen Fall. An der Baugrube überzeugte sich Nolkemper davon, dass durch die Bergung des vergrabenen Autos keine Umweltgefährdung ausging. Der Schrott - der genaue Fahrzeugtyp war für Laien nicht zu ermitteln - landete in einer Mulde und soll als Altmetall von einem Schrotthändler verwertet werden - das ungewöhnliche Ende eines Borgwards, einst eine deutsche Autolegende.

Artikel vom 17.10.2006