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Waigel rät Stoiber
zum Ruhestand

Bremser und Heizer in einer Person

München (WB/rb). Nach dem Parteitag ist vor dem Parteitag. Niemand weiß wirklich, ob Edmund Stoiber 2008 wieder CSU-Spitzenkandidat sein wird. CSU-Granden raten neuerdings zur Zurückhaltung.Edmund Stoiber (65): Viele raten zum Ruhestand.

Gestern riet Ex-CSU-Chef Theo Waigel dem Ministerpräsidenten, sich eine erneute Kandidatur genau zu überlegen. Jeder werde fragen, ob der heute 65-jährige Stoiber dann die gesamte Legislaturperiode bleibe oder nur bis zur Mitte. »Das sind alles offene Fragen, die vom Wähler heute sehr kritisch hinterfragt werden«, sagte Waigel, dessen Verhältnis zu Stoiber als schwierig gilt. In den vergangenen Wochen war in der CSU angesichts mäßiger Umfragewerte eine Personaldebatte um Stoiber aufgekommen.
Beim Parteikonvent am Wochenende rief der als wankelmütig kritisierte Stoiber anfangs zur Geschlossenheit in Berlin auf, dann triezte er bei der Abschlussrede die SPD, dass es nur so krachte. Mit den bisher schärfsten Attacken auf den Regierungspartner und ihren Vorsitzenden Kurt Beck heizte Stoiber den Streit sogar an. Da war die Rede von Reformblockade und Illoyalität gegenüber der Bundeskanzlerin. Er werde es nicht hinnehmen, wenn die SPD die Kanzlerin persönlich angreife, sagte Stoiber.
Merkel müsse sich von Beck nicht »rügen lassen«. Der SPD-Chef täusche sich gewaltig, wenn er meine, einen Keil zwischen Merkel und die Unions-Ministerpräsidenten treiben zu können. Die SPD stehe bei vielen Reformen auf der Bremse, meinte Stoiber und bezweifelte Becks Eignung als Kanzlerkandidat.
»Gnadenlos populistisch, bedenkenlos provinziell und brutal egoistisch führt der 65-jährige Stoiber einen Wettlauf gegen sich selbst, gegen die eigene Vergangenheit,« urteilte daraufhin gestern die »Leipziger Volkszeitung«. Fast alles hätte er in Brüssel und Berlin werden können und »immer stand er sich selbst im Weg.«

Artikel vom 17.10.2006