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Fall vertagt: Richter
sagt als Zeuge aus

Schläge sogar mit dem Bügeleisen


Steinhagen/Halle (mel). Das war ein besonderer Fall für den Haller Amtsrichter Peeter-Wilhelm Pöld: Er musste sich selbst für befangen erklären und wird in einer weiteren Verhandlung als Zeuge aussagen. Eine Ehefrau, die von ihrem Mann geschlagen worden sein will, hatte sich ihm vor dem Gerichtstermin telefonisch anvertraut und wollte nun gestern auf dem Zeugenstuhl im Gericht nicht mehr aussagen.
Die Vorwürfe klingen haarsträubend: Zwischen April 2004 und März 2006 soll der in Steinhagen lebende Albaner seine Ehefrau, mit der er zwei gemeinsame Kinder hat, immer wieder körperlich misshandelt haben. Streit entzündete sich laut der Anklage immer wieder an zu hohen Telefonrechnungen oder Katalogbestellungen, die die Frau ohne Wissen ihres Mannes getätigt haben soll. Daraufhin habe es Schläge mit der Faust, aber auch mit einem Gürtel, sogar mit einem Bügeleisen gegeben. Auch Haare soll der 39-Jährige seiner jungen Frau büschelweise ausgerissen haben.
Obwohl die 29-Jährige inzwischen die Scheidung eingereicht hat, lebt das Paar noch zusammen in der gemeinsamen Wohnung. »Wir haben keine andere Möglichkeit«, spricht der Angeklagte von finanziellen Schwierigkeiten.
Dass ihr Mann nicht bestraft werden soll, darum hatte die Frau Richter Peeter-Wilhelm Pöld einige Zeit vor der Verhandlung telefonisch gebeten. Gestern vor Gericht war sie nicht bereit, ihre Aussagen zu wiederholen. Sprach sogar davon, den Scheidungsantrag rückgängig machen zu wollen. »Ich möchte mit ihm weiterleben, aber ohne Schläge.«
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft soll der Richter bei einem neuen Termin als Zeuge vernommen werden. »Jetzt muss ich mich ja quasi selbst als befangen erklären«, meinte Pöld zu der ungewöhnlichen Situation. Auch zwei weitere Zeugen werden angehört.

Artikel vom 17.10.2006