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Kommentar
Mitgliederschwund bei SPD und CDU

Im Tal der Tränen


Aus diesem Tal der Tränen werden die beiden Volksparteien so schnell nicht herauskommen. Seit der Wiedervereinigung haben SPD und CDU dramatisch an Mitgliedern verloren, und ein Ende ist nicht abzusehen, auch wenn der CDU-Vorsitzende in NRW, Jürgen Rüttgers, gestern stolz vermeldete, die von ihm angestoßene Debatte um das Sozialprofil der CDU habe seiner Partei in NRW neue Mitglieder gebracht.
Darüber kann er sich freuen, doch unter dem Strich kann man dies nur unter der Rubrik »positiver Ausreißer« verbuchen. Denn die Landespartei hat heute 5000 Mitglieder weniger als noch zur Jahreswende.
Eine Trendumkehr ist also noch lange nicht in Sicht - jedes vierte Mitglied, das die Bundespartei seit 1990 verloren hat, ist kein Pappenstiel. Noch dramatischer ist die Lage bei den Sozialdemokraten. 40 Prozent weniger Mitglieder, da möchte man nicht Schatzmeister sein.
Dieser Mitgliederschwund ist Ausdruck der allgemeinen Politikverdrossenheit. Und was gegenwärtig in der großen Koalition abläuft, ist nicht dazu angetan, dass sich etwas ändert. Wann endlich ziehen die beiden Volksparteien die Konsequenzen daraus, dass ihre Bindekraft immer weiter schrumpft?
Bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus hatte die SPD zwar ein Prozent hinzugewonnen, doch wegen der geringen Wahlbeteiligung 57 718 Stimmen verloren. Wer dies als Erfolg feiert, verschließt die Augen vor der Realität. Dirk Schröder

Artikel vom 17.10.2006