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Höherer Blödsinn wird
zu einem Bravourstück

»Comedian Harmonists II« wurde zu einem Triumph

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Welch ein Triumph! Das Publikum im Bielefelder Stadttheater bejubelte die Premiere von »Jetzt oder nie - Comedian Harmonists II« mit stehenden Ovationen, gab sich erst nach drei (!) Zugaben zufrieden. Wer den ersten Teil der Geschichte des weltweit erfolgreichen Sextetts gemocht hat, wird Teil 2 lieben.

Sechs Herren im Frack, gestärkter blütenweißer Hemdbrust, auf Hochglanz polierten Lackschuhen und Pomade im straff zurück gekämmten Haar - das sind sie, die »Comedians«. Autor Gottfried Greiffenhagen erzählt in der Fortsetzung seiner Story um das Ensemble den Lebensweg der Mitglieder nach der zwangsweisen Auflösung der Gruppe durch die Nazis 1935. In 18 Szenen kommen dabei brutale, amüsante, erschreckende Momente ihrer Biografie zur Sprache - im Rückblick erzählt vom Gründer der »Comedian Harmonists«, dem alten Harry Frommermann (Peter Anger), der an seinem Traum, ein »vocal orchestra« aufzunehmen, festhält.
Wie ein Kaleidoskop erleben die Zuschauer die Emigration der drei jüdischen Sänger nach Wien, die Gründung der Nachfolge-Ensembles »Meistersextett« und »Comedy Harmonists«. Und das Zusammentreffen nach dem Krieg. Immer bleibt die Musik das Überlebensmittel - auch, wenn das Schicksal den meisten Mitgliedern letztendlich ein Leben ohne Ruhm beschert.
Der besondere Stil von »Veronika, der Lenz ist da« oder »Ich wollt' ich wär' ein Huhn« bleibt ein Markenzeichen und Frank Bahrenberg (als Robert Biberti), Dirk Witthuhn (als Erich Collin), Guido Kleineidam (als Roman Cycowski), Steffen Häuser (als Harry Frommermann), Jan-Andreas Kemna (als Erwin Bootz) und Carlos Rivas (als Ari Leschnikow) verleihen den »Charakterköpfen« mit Charme, Intensität und Können wieder pralles Leben. Jeder auf seine Art bezaubert das Publikum - Steffen Häuser und Guido Kleineidam aber gehörten zu den erklärten Lieblingen des Premierenpublikums. Obwohl als Gruppe dazu »gezwungen«, absolut synchron zu singen, gelingt es den Künstlern, jedem »Comedian« individuelle, unverwechselbare Züge zu verleihen. Die »Comidan Harmonists« haben mit ihren außergewöhnlichen Stimmen den höheren Blödsinn bedient und genau das schaffen die Sechs auf der Bühne ebenfalls.
Ihnen gelingt die Gratwanderung zwischen Ernst und Parodie ohne Fehltritt - so, dass zum Ende hin manch' ein Zuschauer Tränen der Rührung zurück halten muss. Auch der Tod bedeutet für die »Comedians« nicht das Ende - ihre Stimmen, ihre Art der Musik, bleiben.
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Artikel vom 17.10.2006