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Ein Schritt im Kampf gegen Aids

AOK zeichnet Bielefelds gesundheitswissenschaftlichen Nachwuchs aus

Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Der 1. Preis für die beste gesundheitswissenschaftliche Doktorarbeit geht nach Kenia: Dr. Anne Wairimu Kamau, die Jugendliche des ostafrikanischen Landes zu ihrem Verständnis von Sexualität befragte, setzt ihre Erkenntnisse derzeit vor Ort in Nairobi in aktive Gesundheitspolitik um.

Zum zwölften Mal bereits honorierte gestern die AOK Westfalen-Lippe herausragende Leistungen Bielefelder Gesundheitswissenschaftler. Beim Fakultätstag nahm - stellvertretend für Anne Wairimu Kamau - Dr. Reinhard Bornemann den Blumenstrauß und einen Scheck über 1000 Euro in Empfang. Die besten Examensarbeiten zum Master (jeweils 700 Euro) verfassten Dorothea Schwartze (49; »Schimmelpilzbewertung und -sanierung in Privatwohnungen«) und Petra Lummer (40; »Zugangsmöglichkeiten und -barrieren zu Patientenberatung und Nutzerinformation«). Jeweils 500 Euro für die beste Bachelor-Arbeit gingen an Kerstin Brockhorst (25) und Patrick Brzoska (23) die als Tandem die »Adhärenz bei Pharmakotherapien« beschrieben.
Anne Wairimu Kamau musste, bevor sie auch nur eine einzige Frage stellen durfte, lange Überzeugungsarbeit in kenianischen Behörden, bei Eltern und Lehrern leisten. »Die Ergebnisse ihrer Dissertation, die einen Schritt im Kampf gegen Aids bedeutet, lässt sich auch auf Multikulti-Zentren in Deutschland übertragen«, sagte Prof. Wolfgang Greiner, Leiter der Jury, die - neben dem Ökonomieprofessor - mit dem Soziologen Dr. Matthias Richter (wissenschaftlicher Mitarbeiter) und Davis Bowles (Student) besetzt war.
Dorothea Schwartze fand heraus, dass gültige, gesetzlich legitimierte Empfehlungen zur Schimmelpilzbekämpfung nur höchst unvollkommen in die Praxis umgesetzt werden. Petra Lummer stellte fest, dass die Patientenberatung im Gesundheitswesen verbesserungsfähig ist. Und das Team Brockhorst/Brzoska beobachtete, dass Patienten der Herzklinik Bad Oeynhausen, denen eine künstliche Herzklappe eingesetzt wurde, zum Teil starke Vorbehalte gegen die ihnen verschriebenen blutverdünnenden Medikamente haben, und sprach Empfehlungen aus, wie diesem Übel mittels besserer Information abzuhelfen wäre.
Dirk Pisula, Referent des AOK Vorstandsvorsitzenden, würdigte die Leistung der Studenten. »Wir profitieren von den Forschungen der jungen Wissenschaftler; Führungskräfte der AOK werden hier an der Uni ausgebildet«, sagte Pisula, der auf die Fortsetzung der Kooperation baut.
Die Jury begutachtete 21 Bachelor-Arbeiten, neun Master-Arbeiten und drei Dissertationen. Nicht zuletzt wurden Konzept und theoretischer Anspruch der Themen sowie ihr praktischer Bezug bewertet.

Artikel vom 17.10.2006