17.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Giftanschlag auf Rotfichten

Hoberge: Manfred Diedrichsens Anpflanzung wurde gezielt zerstört

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Die Pflanzung zur Südseite bietet ein Bild des Jammers. Die »Waffe« heißt Diuron. Große Mengen dieses Pflanzenschutzmittels haben nach Ansicht eines renommierten Gutachters dafür gesorgt, dass die Hälfte der von Hauseigentümer Manfred Diedrichsen (66) in Hoberge angepflanzten Fichten komplett abgestorben sind. Diedrichsen ist entsetzt: »Der Einsatz eines Totalherbizids ist kein Kavaliersdelikt.«

Wer die Überreste der 20 bis zu acht Meter hohen Fichten sieht, die am Uerentrupweg in drei Reihen gestaffelt stehen, kann den Verdruss der Eigentümer Manfred und Marianne Diedrichsen verstehen. Sie bauen gerade ihr Einfamilienhaus um, erweitern es ebenerdig, um ihrem schwerstbehinderten Sohn Jörg (36) die Mobilität trotz Rollstuhl zu erhalten. Auf dem dazu gekauften Nachbargrundstück baut zeitgleich der ältere Sohn Jens ein Einfamilienhaus.
Am Ende des Grundstücks zur Südseite und zur anschließenden Bebauung mit dem Hoberger Einkaufszentrum hatte Diedrichsen fachmännisch die imposanten Nadelgehölze pflanzen lassen. Das war 2004. Und sie wuchsen ausgezeichnet an, erinnert sich der Hausherr. Als »leidenschaftlicher Freizeittüftler« entwickelte er eine effektive Bewässerungsanlage. Nach dem wunderbar »grünenden 2005« folgte im Frühsommer 2006 die Ernüchterung. Kurz nach Einsetzen der Vegetation starben bei der Hälfte der Fichten die Triebe ab. Inzwischen sind die Bäume vollends rotbraun vertrocknet.
Der Gärtner nahm 30 Bodenproben, das Labor förderte die Wahrheit an den Tag: Diuron ist ein Totalherbizid, wirkt gegen alle Pflanzen. Der gezielte Einsatz ist für Gutachter Dr. Burkhard Walter unstrittig. Diuron ist gesundheitsgefährdend, giftig für Wasserorganismen. Diedrichsen hat bei der Kripo Anzeige erstattet. Wer für das »Attentat« in Frage kommt, ist offen.
Der Einspruch der benachbarten Eigentümergemeinschaft im Wohnblock konnte jedenfalls vollständig entkräftet werden. Diedrichsen: »Wir haben doch alle Auflagen und Abstände eingehalten.«

Artikel vom 17.10.2006