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Seit 15 Jahren nur ein Thema: die Jungs

Anja Kling, Katharina Wackernagel und Jule Böwe sind »Freundinnen fürs Leben« im ZDF

ZDF, 20.15 Uhr: Die Freundinnen Sophie, Nele und Andrea wollen nicht erwachsen werden. Statt zu singen, tuscheln sie im Chor seit 15 Jahren nur über ein Thema: die Jungs.
Dabei leiden die drei Erfolgsfrauen Anfang 30 nicht gerade unter Männermangel. Die Augenärztin Sophie verliert bei ihren zahlreichen One-Night-Stands sogar den Überblick. »Tut mir Leid, Klaus, du kannst nicht zum Frühstück bleiben«, sagt Sophie nach dem Aufwachen. Der Mann neben ihr ist empört: »Ich heiße Stefan!«
Die drei »Freundinnen fürs Leben« spielen in der Komödie von Regisseurin Buket Alakus ein ungleiches Trio, das chaotischer nicht sein könnte. Jule Böwe (»Katze im Sack«) glänzt in der Rolle der schnoddrigen Sophie. Als selbst ernannte »Sambuca- Queen« lehnt sie jegliche Verantwortung hochprozentig ab.
Katharina Wackernagel, bekannt aus dem Kinofilm »Die Boxerin«, gibt als Nele eine Yuppie-Anwältin, die in ihrer Lebensplanung nichts dem Zufall überlässt: Kinderwagen und Babywanne werden vorsorglich schon vor der Schwangerschaft gekauft. Die Bühnenbildnerin Andrea (Anja Kling, »(T)Raumschiff Surprise«) hat schon Kinder, die Wahl des geeigneten Familienvaters hingegen erweist sich als Problem.
Die Suche nach dem Glück dauert 90 rasante Minuten - am Ende ist nichts wie geplant, aber alle sind ein bisschen erwachsener. Ruth Toma schrieb das Drehbuch. Bei den geschliffenen Dialogen zwischen den drei Frauen fliegen nur so die Fetzen. Regisseurin Buket Alakus ist 1971 in Istanbul geboren und in Deutschland aufgewachsen. Sie sammelte als talentierte Nachwuchsregisseurin mit Spielfilmen wie »Anam« (2001) und »Eine andere Liga« (2005) zahlreiche Preise, darunter den Bernhard-Wicki-Preis auf dem Filmfest Emden. Für sie ist »Freundinnen fürs Leben« der erste Spielfilm, der nicht im Einwanderermilieu spielt. Sie empfindet das als Befreiung - ihrem Debüt zur Hauptsendezeit ist das deutlich anzumerken.
Soziale Probleme gibt es nicht. Junge, schöne Menschen tanzen in hippen Berliner Loftwohnungen. Flotte Sprüche und absurde Situationskomik sorgen für einen leicht bekömmlichen Fernsehabend. Die männlichen Mitspieler, darunter Wotan Wilke Möhring, Martin Glade und Andreas Pietschmann, geben Beiwerk. Sie erfüllen nur einen Zweck: Worüber sonst sollten die drei Frauen während des Gesangsunterrichts tuscheln?

Artikel vom 16.10.2006