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Vorstand und Fans stehen hinter Doll

Alarmstufe Rot beim Hamburger SV - Schalke beendet die Auswärtskrise

Hamburg (dpa). Alarmstufe Rot in Hamburg, doch die Verantwortlichen bleiben ruhig. »Thomas Doll war im letzten Jahr ein absoluter Glücksgriff. Wir glauben, dass er jetzt die sportliche Antwort auf die momentane Situation hat«, versicherte HSV- Vorstandschef Bernd Hoffmann nach dem 1:2 im Krisengipfel gegen den FC Schalke 04.

Die Fans skandierten sogar Dolls Namen. Vor zwei Jahren hatte er den Verein auf dem letzten Platz übernommen, nun steht er auf Rang 17. Es passe trotzdem kein Stück Pergamentpapier zwischen Vorstand und Trainer, versicherte Hoffmann, der »ruhige Arbeit« als Rezept ausgab. »Ich kenne kein denkbares Szenario, bei dem wir im sportlichen Bereich handeln müssten.«
Doll selbst litt am meisten nach dem enttäuschenden 13. Pflichtspiel der Saison ohne Sieg, verteidigte aber erneut sein junges Team: »Es tut sehr weh, dass wir da unten stehen. Wir werden jetzt ganz viel Prügel einstecken müssen. Aber aus solchen Phasen müssen wir lernen und wieder aufstehen.« Der Ausfall von sechs Stammspielern ließ er nicht als Entschuldigung gelten: So musste auch Vincent Kompany sogar erst kurz vor Anpfiff wegen Adduktorenproblemen passen.
»Wir haben die größtanzunehmende Seuche in Tateinheit mit Dummheit«, sagte Hoffmann und brachte damit das Verletzungspech, den von Boubacar Sanogo verschossenen Elfmeter und die Gelb-Rote Karte für David Jarolim (43.) auf den Punkt. Es war bereits Platzverweis Nummer sieben. Mit zehn Mann, darunter die Amateure Mario Fillinger und Benny Feilhaber, war der HSV zu einfallslos, um den Schalker Routiniers zu trotzen. Den Toren von Halil Altintop (16.) und Marcelo Bordon (53.) setzte nur Piotr Trochowski (30.) sein 1:1 entegegen.
Für Schalke war der verunsicherte Champions-League-Teilnehmer ein willkommener Gegner, um den Auswärtsfluch zu besiegen. Selbstbewusst verkündete Halil Altintop: »Dieser Sieg war notwendig, schließlich wollen wir um die Meisterschaft spielen.« Leisere Töne schlug sein Coach Mirko Slomka an: »Das ist ein wichtiger Meilenstein, zumal die Mannschaft den ganzen Trubel nicht so einfach weggesteckt hat.«
Erst der Gazprom-Deal bescherte den Königsblauen etwas mehr Gelassenheit, die Slomka zu teambildenden Übungen auf einem Abenteuerspielplatz nutzte: »Ruhe werden wir auf Schalke nie haben, aber das treibt uns an, denn da ist viel Herzblut drin.«

Artikel vom 16.10.2006