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Mehr Polizei auf die Straße

Die Ordnungshüter in Ostwestfalen-Lippe organisieren sich neu

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Die Ordnungshüter in Ostwestfalen-Lippe werden umfassend neu organisiert. Vorreiter ist das Polizeipräsidium Bielefeld. Die größte Behörde der Region will vom 1. Januar nächsten Jahres an mehr Fahnder und Ermittler auf die Straßen der Stadt bringen.

Die sechs Kreispolizeibehörden Minden-Lübbecke, Herford, Lippe, Gütersloh, Höxter und Paderborn sollen folgen. Das Düsseldorfer Innenministerium will zunächst einen Modellversuch in vier Behörden außerhalb des Regierungsbezirkes Detmold abwarten, bevor die OWL-Ordnungshüter ähnlich dem Bielefelder Vorbild neu geordnet werden.
»30 bis 40 operative Kräfte zu- sätzlich«, sagt Bielefelds Polizeipräsident Erwin Südfeld (57) im Gespräch mit dieser Zeitung, sollen von 2007 an zum Schutz der Bevölkerung in Deutschlands sicherster Großstadt bereit stehen, nach Straftaten zügig die Ermittlungsarbeit aufnehmen und die Täter überführen.
Weil es vom Land NRW für die- ses ehrgeizige Ziel aber kein zusätzliches Personal gibt, greift zum 1. Januar in der »Megabehörde« Bielefeld die umfassendste Neu- und Umorganisation der vergangenen zehn Jahre. Das Düsseldorfer Innenministerium hat jetzt zugestimmt, dass Schutz- und Kriminalpolizei getrennt und in drei Direktionen zusammengefasst, Verwaltungsstäbe aufgelöst beziehungsweise verkleinert werden, um, wie Südfeld betont, »mehr zu fahnden statt zu verwalten«.
Dennoch, das versichert der Polizeipräsident, werde keine einzige Wache in der Stadt aufgelöst, kein »Dorfsheriff« seinen Bürgerbezirk verlieren. Zwar sollen die drei bisherigen Polizeiinspektionen unter dem Dach der Großinspektion Bielefeld mit künftigem Sitz in der Innenstadt zusammengeführt werden. Statt bislang drei Leitungsstäben für die Inspektionen soll es vom 1. Januar 2007 an nur noch eine Führungsstelle geben.
Personell wird das Polizeipräsidium Bielefeld vom 1. Januar 2007 an um etwa 150 Ordnungshüter wachsen. Die Detmolder Bezirksregierung tritt die Autobahnpolizei an die »Megabehörde« ab. Auch für die Hüter der A 2 und A 33 gelte Bestandsschutz, sagt der Bielefelder Polizeipräsident: »Die Wachen der Autobahnpolizei in Stukenbrock, Herford und Wünnenberg-Haaren bleiben bestehen, die Leitstelle kommt in das Bielefelder Präsidium.«
Bei den Polizeigewerkschaften stößt die Neuorganisation nach dem in Köln und Aachen bereits erprobten Direktionsmodell auf ein geteiltes Echo. »Wir versprechen uns eine größere Effektivität der Polizeiarbeit«, meint Klaus Lowack, Bezirksvorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter. Holm Sternbacher von der Gewerkschaft der Polizei kritisiert die künftige Organisation der Polizei. Die strikte Trennung von Schutzpolizei und Kripo könne ein »neues Spartendenken« auslösen.
Dagegen heißt es von Burkhart Fritz, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft: »Wir stehen zum Direktionsmodell, weil wir es für sinnvoll halten, Bereiche zusammenzuführen, um Synergieeffekte zu erzielen.«

Artikel vom 14.10.2006