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Mit Nasen gegen Raser auf dem Senner Hellweg

Anlieger kämpften zwei Jahre lang für verkehrsberuhigende Maßnahmen in Tempo 30-Zone


Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Senne (WB). Auch Binsenwahrheiten können große Freude bereiten. Als gestern nämlich städtische Mitarbeiter mit Pinsel und Farbtopf anrückten und auf dem Senner Hellweg zwischen Osningstraße und Spiegelsberger Weg »verkehrsberuhigende Elemente« auf die Fahrbahn auftrugen, kommentierten die Anwohner dieses Vorgehen freudig mit der altbekannten »Binse«: Was lange währt, wird endlich gut.
Dieser »Pinsellösung« waren viele Bitten und nachdrückliches Insistieren der Bürger sowie wohlwollendes Kopfnicken des Arbeitskreises Verkehr bei einem Ortstermin vorausgegangen. »Außerdem habe ich in den vergangenen zwei Jahren mindestens zehn bis fünfzehn Mal bei den verschiedensten Stellen wie Bezirksvertretung, Bezirksamt oder im Fachbereich Verkehr der Stadt nachgehakt«, sagt Ulrich Reckhard.
Denn seitdem in den vergangenen Jahren immer mehr junge Familien mit insgesamt etwa 50 Kindern an den Senner Hellweg und in das neue Wohngebiet Senner Waldweg gezogen sind, wuchs sich ein altes Problem zu einem oftmals lebensgefährlichen Zustand aus. Trotz der Ausweisung als Tempo 30-Zone sind auf diesem Senner »Schleichweg« parallel zur B 68 nämlich reichlich Autofahrer gerne und häufig viel zu schnell unterwegs - besonders während des Berufsverkehrs am Morgen und nachmittags.
Und da der Senner Hellweg, der eigentlich nur für Anlieger frei gegeben ist, über weite Strecken noch nicht einmal Bürgersteige hat, sehen viele Eltern besonders in der Herbst- und Winterzeit ein zusätzliches Problem: Der morgendlichen Schulweg im Dunkeln macht die an sich schon nicht einfache Situation dann sogar lebensgefährlich für die Kleinen.
Anwohner Ulrich Reckhard (63), der zwar selbst keine kleinen Kinder hat, aber die Sorgen der Väter und Mütter nach einem Anwohnertreffen sehr gut versteht, kümmerte sich fortan um eine Lösung und setzte sich aktiv für Verkehrsberuhigungsmaßnahmen ein. Vor gut einem Jahr hatte er schon einmal in einer gemeinsamen Aktion mit Eltern und Kindern die nahezu zugewachsenen Tempo 30-Schilder freigeschnitten - in der Hoffnung, dass sich die Autofahrer dann an das Tempolimit hielten.
Dem war leider nicht so. Seit der städtischen »Pinselaktion« wächst jedoch die Hoffnung bei den Anwohnern, dass sich die Situation jetzt entspannt. »Es sind nämlich nicht nur am Ende, beziehungsweise am Anfang der Tempo 30-Zone ÜNasenÝ als optische Einengung auf die Fahrbahn aufgetragen worden«, stellt Anwohnerin Claudia Otterpohl, Mutter von vier Kindern, erfreut fest. Auch vor den Einmündungen der kleinen Straße und Wege auf den Senner Hellweg, an denen rechts vor links gilt, wurden weiße Halblinien auf die Fahrbahn aufgetragen.
Echte Raser wird das zwar kaum stoppen, aber die meisten Autofahrern werden doch wohl diesen Hinweis verstehen und vom Gas zu gehen. Auch wenn dem Wunsch der Anwohner nicht entsprochen wurden, Betonkübel als »Einengung« an bestimmten Punkten auf die Fahrbahn des Senner Hellweges zu stellen: »Mit dieser Lösung können wir leben«, meint Ulrich Reckhard.

Artikel vom 11.10.2006