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Dritte Gratis-Party gestanden

Bünemann schwer belastet - Innenminister zögert

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Der Vorsteher des Landesverbandes Lippe, Joachim Bünemann (54), soll noch eine dritte Privat-Party indirekt mit öffentlichen Geldern finanziert haben. Das wurde am Freitag bekannt.

Wie berichtet, soll der Beamte 2001 die Anweisung gegeben haben, die Kosten für das Hochzeitsessen seiner Tochter (5000 Mark) als Werbungskosten zweier verbandseigener Hotels zu verbuchen. Im Jahr darauf ließ sich Bünemann zu seinem 50. Geburtstag Essen liefern, auch in diesem Fall soll der Rechnungsbetrag (1592,50 Euro) als Werbungskosten deklariert worden sein. Als die Vorwürfe im vergangenen Monat bekannt wurden und die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Vorteilsnahme und Untreue einleitete, hatte Bünnemann die beiden Rechnungen beglichen.
Am Freitag vernahm die Staatsanwaltschaft Paderborn zwei Stunden lang den früheren Geschäftsführer der verbandseigenen Hotel- und Gaststätten-Betriebsgesellschaft (HoGaBe), Wilhelm Redecker aus Blomberg, gegen den wegen Vorteilsgewährung und Untreue ermittelt wird. Er wiederholte seine bereits schriftlich niedergelegte Darstellung, dass er 2001 von Bünemann aufgefordert worden sei, das Hochzeitsessen anders zu verbuchen. Im Jahr darauf habe er mit dem Geburtstagsessen ebenso verfahren. Oberstaatsanwalt Horst Rürup: »Außerdem hat der Beschuldigte gestanden, noch bei einer dritten Gelegenheit Essen für 18 Personen an Herrn Bünemann geliefert zu haben - ebenfalls ohne Berechnung.« Zur Erklärung für dieses strafbare Verhalten gab der frühere HoGaBe-Geschäftsführer an, seine berufliche Zukunft sei von Verbandsvorsteher Bünemann abhängig gewesen.
Bünemann hat bislang keine Erklärung abgegeben. Sein Anwalt Dr. Wilhelm Krekeler sagte, er warte die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft ab. »Dann werden wir die Flucht nach vorne antreten oder eine Verteidigung aufbauen.«
Rechtsanwalt Joachim Wegener, der seinen Mandanten Wilhelm Redeker am Freitag zur Vernehmung begleitet hatte, erklärte anschließend, ihm sei unbegreiflich, dass der NRW-Innenminister den Verbandsvorsteher nicht längst beurlaubt habe: »In vergleichsweise harmloseren Fällen ist der Dienstherr deutlich entschlossener vorgegangen.« Im Innenministerium hieß es dazu, der Fall werde von einer Halbtagskraft bearbeitet. Man warte noch einen Bericht der Staatsanwaltschaft Paderborn ab und wolle kommende Woche entscheiden.

Artikel vom 07.10.2006