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Nervende Werbung am Telefon

Immer mehr Bielefelder erhalten unerwünschte Anrufe von Firmen

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Das Telefon klingelt, und am anderen Ende der Leitung meldet sich eine Stimme, die von billigen Telefontarifen, günstigen Versicherungen oder einem Lotteriegewinn schwärmt. Auch in Bielefeld werden immer mehr Menschen mit ungebetenen Werbeanrufen bombardiert. Und oft bekommen sie später Post, weil sie angeblich einen Vertrag abgeschlossen haben.

»Diese Masche nimmt deutlich zu, immer mehr Firmen versuchen, ihre Produkte so zu vertreiben«, sagt Elke Lange, Leiterin der Verbraucherzentrale in Bielefeld. Durchschnittlich drei Betroffene suchen dort täglich Rat und Hilfe, weil sie plötzlich ihren Telefonanbieter gewechselt oder eine Versicherung abgeschlossen haben sollen. Die Dunkelziffer derer, denen ähnliches passiert, dürfte jedoch wesentlich höher liegen.
Meist laufen die Gespräche nach dem gleichen Muster ab, wie Elke Lange erläutert. »Der Anrufer fragt zum Beispiel, ob man nicht billiger telefonieren möchte. Da sagt natürlich fast jeder ja. Und wenn man dann Informationsmaterial anfordert, bekommt man stattdessen die Nachricht über einen Vertragsabschluss zugeschickt.« Viele der Angerufenen, die meist »kalt erwischt« werden, seien den oft rhetorisch geschulten Anrufern nicht gewachsen, sagten dann unüberlegt zu.
Dabei sind solch ungebetene Werbeanrufe als unzumutbar belästigende Werbung wettbewerbswidrig und damit verboten, wie Elke Lange erläutert. »Vertreter von Firmen dürfen nur mit Einwilligung der Kunden anrufen und ihre Angebote unterbreiten.«
Schickt eine der werbenden Firmen erst einmal einen Vertrag zu wird es im Nachhinein schwierig, nachzuweisen, dass der Angerufenen diesen gar nicht hatte abschließen wollen. Denn grundsätzlich, so Elke Lange, können gültige Verträge auch mündlich am Telefon zustande kommen. Manche Anrufer würden als Druckmittel sogar behaupten, Mitschnitte von den Telefonaten gemacht zuhaben, die einen Vertragsabschluss belegen. Elke Lange: »Solche Mittschnitte sind aber nur nach vorheriger Einverständniserklärung des Angerufenen erlaubt.«
Um die Flut von Werbeanrufen einzudämmen, hat die Verbraucherzentrale jetzt die Kampagne »Kein Abschluss unter dieser Nummer« gestartet. Wer von einem solchen Anruf genervt wird, kann auf einer Postkarte den Namen der Firma, des Anrufers und den Grund des Anrufs notieren, bevor er unmissverständlich mitteilt, dass er kein Interesse an dem Angebot hat. Die Postkarte kann er dann an die Verbraucherzentrale schicken. Denn, so Elke Lange: »Alleine kämpft man dabei oft gegen Windmühlen. Wir können konzentriert vorgehen und notfalls vor Gericht gegen bestimmte Firmen klagen.«

Artikel vom 30.09.2006