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Lebenslang für Bruder

Gericht sieht »Ehrenmord«-Motiv bestätigt


Wiesbaden (dpa). Im Wiesbadener »Ehrenmord«-Prozess ist ein 25 Jahre alter Türke am Freitag zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht sah es als erwiesen an, dass der Mann im Sommer 2005 seine Schwester heimtückisch getötet hat, weil diese eine Beziehung zu einem Deutschen hatte. »Er fühlte sich berufen, sie mit dem Tod zu bestrafen«, sagte der Vorsitzende Richter. Die Verteidigung kündigte Revision an.
Der nicht vorbestrafte Mann hatte seine 20 Jahre alte Schwester in einer Gartenhütte in Wiesbaden mit sechs Schüssen getötet. Sie war neun Tage zuvor von zu Hause weggelaufen und hatte sich zeitweise in der Hütte versteckt, die der Mutter ihres damals 28 Jahre alten Freundes gehörte. Am Tattag verabredete sich der Bruder dort mit ihr zu einer Aussprache. Der Freund der 20-Jährigen wartete in einem nahen Café. Als er später in der Hütte nachschaute, fand er seine blutüberströmte Freundin.
Der Bruder stellte sich am selben Abend und gestand die Tat, beteuerte jedoch, im Streit die Beherrschung verloren zu haben. Die Freundschaft der Schwester zu dem Deutschen sei nicht das Motiv gewesen.

Artikel vom 30.09.2006