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Schlange der
Eitelkeiten

Bernd Kollmetz ist ev. Pfarrer der Johanniter Ordenshäuser in Bad Oeynhausen.

Die Diskussion über den rechten Umgang mit der Biomedizin zeigt schonungslos die abgrundtiefe Verunsicherung des menschlichen Verstandes gegenüber dem, was Leben wirklich bedeutet. Es stimmt schon nachdenklich, wenn man den Wortführern zuhört, die von einer Ethik des Heilens sprechen. Besonders gewinnt man den Eindruck, als handele es sich bei dieser Frage um »kalte Kleinigkeiten«.
Man ist fast geneigt zu vermuten, ein wissenschaftlicher Ausdruck allein erkläre bereits das ganze Leben und legitimiere das Verfahren. Weit gefehlt. Er erklärt noch nicht einmal die Tatsache. Wenn, dann gibt es höchstens eine Ethik des Helfens, die den Horizont des Heilens erschließen hilft.
Letztlich geht es auch hier um die Frage nach dem Sinn des Lebens, oder klarer gesagt: nach dem Sinn, den eine Krankheit als Teil des Lebens hat. Und dann erinnere ich mich an einen Satz, den ich vor kurzen gelesen habe: »Denn dort, wo das Leben nichts mehr gilt, verlieren die Krankheit und der Tod ihren Sinn«.
Unser Leben ist doch nicht in kalten Beschreibungen biologischer Vorgänge erfasst, sondern verdankt sich der sinnstiftenden, schöpferischen Kraft, die Gabe des Lebens weiterzugeben. Gottes Ja zur Schöpfung erfährt hierin seine Bestätigung! In dieses Ja ist der Sinn des Lebens eingefasst, auch wenn er sich unserem Denken angesichts von Krankheit und Leiden zu entziehen scheint.
Übrigens: In jedem noch so gut gemeinten, von Menschenhand erschaffenen Paradies zieht auch die Schlange der Eitelkeiten ihre eigene Spur. Bernd Kollmetz

Artikel vom 27.09.2006