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Gewalt in der Heimat des Mahatma

Imhasly reist auf den Spuren Gandhis durch das moderne Indien

Das moderne Indien -Ɗzwischen Gandhi und Laptop.

Ahmedabad (WB/in). Die Hand an der Maus, den Blick starr auf den Bildschirm seines Laptops gerichtet: So nimmt der moderne Inder, in diesem Fall durch seinen Turban als Sikh identifizierbar, den größten Raum auf dem Umschlag zu Bernard Imhaslys neuem Indien-Buch ein. Ganz klein schwebt über ihm ein Bild Mahatma Gandhis. Doch das Bild täuscht. Die »große Seele« ist in Indien gegenwärtiger als Buchumschlag und auch der Titel »Abschied von Gandhi?« (Verlag Herder, 22 Euro) vermuten lassen. Nur, so Imhasly, findet man die entschiedensten Vertreter des gewaltlosen Weges in Indien eher in der Stille - nicht dort, wo Bekenntnisse zu Gandhi besonders lautstark vorgetragen werden.
Imhasly, durch seine Berichte und Kommentare in der »Neuen Züricher Zeitung« und der »tageszeitung« (taz) als Kenner des modernen Indien ausgewiesen, nahm sich für dieses Buch eine längere Auszeit. Seine Reise begann in der Region, in der Gandhi aufgewachsen ist: in Gujerat. Hier im äußersten Nordwesten Indiens kam es im Frühjahr 2002 zu einem schlimmen Massaker an der muslimischen Minderheit. Ministerpräsident Moti ließ die Horden drei Tage wüten. Schockiert berichtet Imhasly von Frauen der Mittelschicht, die in einen schon geplünderten Laden gingen, weil »zum gestohlenen Sari auch noch die farblich passende Bluse fehlte«.

Artikel vom 27.09.2006