25.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Widersprüche erregen die Gemüter

»Zukunft der Kindergartenlandschaft«: Diskussionsabend mit 200 Gästen


Gehlenbeck (jug). Das Interesse war riesengroß: Rund 200 Teilnehmer, so schätzen die Veranstalter, besuchten am Freitag den Diskussionsabend »Die zukünftige Gestaltung der Kindergartenlandschaft in NRW«, zu dem der Landtagsabgeordnete Karl-Heinz Haseloh (SPD) eingeladen hatte.
So vielfältig die Anregungen und Standpunkte, die in der Diskussion vorgetragen wurden, so einhellig letztlich der Tenor: Die Diskrepanz zwischen Forderungen nach einer optimalen Förderung und Bildung der Kinder und gar einer Abschaffung der Elternbeiträge - wie vom Bund angedacht - auf der einen sowie Kürzungen und knappen finanziellen und personellen Ressourcen auf der anderen Seite führt zu großem Unverständnis bei Trägern, Erziehern und Eltern.
Wolfgang Stadler, Geschäftsführer der AWO in Ostwestfalen-Lippe, ließ als erster Referent die Entwicklungen seit der Reform des Gesetzes über Tageseinrichtungen für Kinder (GTK) 1998 Revue passieren und zeigte danach Auswirkungen finanzieller und personeller Art der von der Landesregierung geplanten Novellierungsvorschläge auf (z.B. Umstellung der Gruppen- auf eine Pro-Kopf-Finanzierung). Sein Fazit: Viel Widersprüchliches, vor allem zwischen Bund und Land.
Dem Thema Familienzentren widmte sich Maria Loheide, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes der Ev. Kirche von Westfalen. Ausgangsidee: Jede dritte Kindertageseinrichtung in NRW soll zu einem Familienzentrum weiterentwickelt werden. Nach dem Start einer Pilotphase mit 250 Einrichtungen im Mai sollen nach Plänen des Landes ein Jahr später bereits 1 000 Familienzentren tätig sein. Dauerhaft seien 3 000 solcher Zentren in NRW geplant - also jede dritte Kita. Dies sei aus fachlicher Sicht absolut positiv, die vielfältigen Ansprüche und der enorme Zeitdruck jedoch wirkten sich negativ aus.
Auch der Deutsche Kinderschutzbund begrüße diese Zielsetzung der Landesregierung, erklärte dessen Landesvorsitzender Dieter Greese, gleichwohl plädiere der Kinderschutzbund für die Bezeichnung »Kinder- und Familienzentrum«, schließlich stehe das Wohl des Kindes im Mittelpunkt. Allerdings rechtfertigten solche Zentren ihre Begrifflichkeit nur, wenn sie mehr seien, als eine Kita laut Gesetz ohnehin schon zu leisten habe, betonte Greese.
»Wenn es in ganz Pr. Oldendorf nicht eine Einrichtung mit Betreuung für Kinder unter drei Jahren gibt, da müssen wir ja hier wohl über Familienzentren gar nicht reden«, kommentierte eine Mutter dieses Thema. Ermunterte Worte fand dagegen Hans Domberg aus Hüllhorst: »Ihr Protest hat dazu geführt, dass in Sachen GTK mehr Ruhe eingekehrt ist«, so Domberg und sprach sich für eine Zusammenarbeit aller Elternvertreter in den Gemeinden des Altkreises aus. Die Landesregierung müsse unter Druck gesetzt werden, »lange und ausdauernd«.

Artikel vom 25.09.2006