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Tim Maruschke dreht die Partie

Erst Tätlichkeit am 19-Jährigen - in Überzahl trifft der Youngster zum Sieg

Aus Erkenschwick berichtet
Dirk Heidemann
Erkenschwick (WB). Eine rote Karte gegen Marcel Althaus hat dem FC Gütersloh 2000 die Tabellenführung in der Oberliga Westfalen erhalten. Erst nach der Hinausstellung des Erkenschwickers in der 57. Minute kamen die Dalkestädter nach einer erschreckend schwachen ersten Hälfte ins Spiel und drehten die Partie am traditionsreichen Stimberg mit einem Doppelschlag binnen 60 Sekunden in einen 2:1 (0:1)-Erfolg.

»Marcel müssten wir eigentlich auf dem Marktplatz teeren und federn«, ärgerte sich Manfred Wölpper maßlos über die Tätlichkeit seines rechten Flügelflitzers an Tim Maruschke, schimpfte aber auch wie ein Rohrspatz über die schauspielerische Einlage des Gütersloher Youngsters: »Der fällt nach einem harmlosen Wischer ins Gesicht um wie Mike Tyson.«
»Ich fand das ganz schön clever von mir«, grinste derweil Maruschke, der überraschend von Beginn an auflief und in seinem ersten Senioren-Oberligaspiel über 90 Minuten schließlich auch noch für den Siegtreffer sorgte. Bis dahin war es jedoch ein ganz weiter Weg für die Gütersloher, die gut eine Stunde lang alles vermissen ließen, was sie in den vorherigen Saisonspielen so stark gemacht hatte.
»Es war enttäuschend, wie halbherzig wir hier zunächst aufgetreten sind. Pomadig, langsam, ohne Leben - es hätte durchaus grausam werden können«, schwante Thomas Stratos angesichts der furiosen ersten Hälfte der Hausherren Böses. Wie aufgedreht nach dem 6:2-Auswärtssieg in Wattenscheid attackierten die Hausherren (Stratos: »Mann, waren die gallig«) den FCG frühzeitig und erstickten die Angriffsbemühungen der Gäste im Keim. Erschwerend kam für die Dalkestädter hinzu, dass das System durch die Umstellungen aufgrund des Antwerpen-Platzverweises und der Bauer-Verletzung gestört wirkte. Dirk Flock war als Spitze neben Christian Bienemann ein Totalausfall, Helge Bittner (links) und Maruschke (rechts) wirkten überfordert. Zudem präsentierte sich die hoch gelobte FCG-Abwehr als wenig sattelfest.
Sebastian Westerhoff (3./7./31.), Martin Setzke (15./19./26.) und Engin Yavuzaslan (21.) hatten derart dicke Chancen auf dem »Puschen«, dass die einhellige Meinung auf der Tribüne zur Pause war: »Erkenschwick muss doch schon mindestens 4:0 führen.«
Dann die spielentscheidende 57. Minute, nachdem zuvor Dennis Warncke nur die Querlatte des Gütersloher Tores getroffen hatte (54.). »Die rote Karte war eine Dummheit, die uns geholfen hat«, bekannte Stratos, der zudem massiv taktisch eingreifen musste, um seine angeschlagen wirkende Truppe wieder auf Kurs zu bringen. Onur Güler und Daniel Barton in die Spitze, Maruschke auf die linke Seite, Flock auf seine gewohnte rechte Bahn und Bienemann hinter die Spitzen - dafür Erdem Cömert und Bittner raus.
Endlich lief es. Flock flankte sicher von rechts, aber noch flogen die Kopfbälle von Güler (61.), Maruschke (66.) und Barton (70.) knapp vorbei. Dann der Doppelschlag durch Daniel Eckel (72.) sowie Maruschke (73.), und gegen konditionell immer mehr nachlassende Erkenschwicker war plötzlich sogar noch mehr drin. Doch Güler (81.) und Flock (87.) vergaben - es wäre des Guten aber auch eindeutig zu viel gewesen.

Artikel vom 25.09.2006