19.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Trompetentöne waren
das Signal zur Probe

Bläser aus dem Jungmännerverein gewonnen


Heepen (-er). Zwei junge Männer legten vor 125 Jahren den »Grundstein« für den CVJM Posaunenchor. Adolf Westerwelle, der am Wellbach wohnte und sein Freund Schröder, ansässig in Altenhagen, kauften sich ein Flügelhorn beziehungsweise eine Trompete. Dies waren durchweg praktische Instrumente, denn sie eigneten sich hervorragen, weithin hörbare Tonsignale zu geben. So konnten die beiden sich über die Entfernung hinweg verständigen, wann sie sich zum Üben treffen wollten.
Vermutlich gab Pastor Johannes Kuhlo, der später »Posaunen-General« genannt wurde, den Anstoß. Zumindest ist davon auszugehen, dass er die jungen Männer, ebenso wie Kantor Gustav Pleitner, unterstützte. Unter anderem mit dem von ihm herausgegebenen Posaunenbuch Jubilate.
Es war ein gutes Klima für Gründungen: Pastor Karl Huchzermeier und Pleitner riefen 1880 einen Jungfrauenverein und einen Jünglingsverein ins Leben. Aus diesem erwuchs der Posaunenchor, der jedoch einige Zeit brauchte, bis er auch bei offiziellen Anlässen für den musikalischen Rahmen sorgen konnte. 1884, so ist überliefert, war der auf 16 Bläser angewachsene Posaunenchor bei einer Beerdigung zu hören.
Pleitner war eine wichtige Person für die Entwicklung des Bläserkreises: er komponierte selbst, arrangierte seine Lieder und Stücke für gemischten Chor, schrieb die Bläserstimme dazu. Bis 1903, mit Eintritt in den Ruhestand, förderte er den Posaunenchor. Sein Nachfolger war der 34-jährige Eduard Wedepohl, ebenfalls Lehrer und Kantor, der bis zu seinem Tod im Jahr 1938 aktiv war. Er soll ein Chorleiter gewesen sein, der großen Wert auf Qualität legte und die Stimmen einzeln förderte.
Während des ersten Weltkriegs ruhte die Bläserarbeit. Als sie sich wieder belebt hatte, stand schon der nächst Krieg »vor der Haustür«, mit erneuten Rückschlägen. Zwar konnte der Posaunenchor auch diese Zeit überdauern, weil überzeugte Bläser an ihm festhielten. Zwangsweise wurde der Posaunenchor aus dem Jungmännerbund ausgegliedert, konnte als Teil des Reichverbandes für Ev. Kirchenmusik aber weiter existieren.
Die Aufbauarbeit nach dem zweiten Weltkrieg ist mit dem Namen Paul Klemme verbunden. Er begann schon 1945 mit den Proben und ist als »Onkel Paul« in die Chronik eingegangen. Zahlreiche Heeper haben unter seiner Führung ein Instrument erlernt. Posaunen, Hörner und Trompeten konnten übrigens gerettet werden: Pastor Rinneberg versteckte sie im Pfarrhaus.
Die Nachkriegszeit war zugleich eine Hochzeit für den Posaunenchor. Missionsfeste und Sennetreffen waren Beispiele für Anlässe, an denen die Heeper - neben dem Mitwirken an freudigen und traurigen Anlässen in der Gemeinde - beteiligt waren. An diese Zeit werden die Heeper anknüpfen können, wenn die heutigen Jungbläser den Kinderschuhen entwachsen sind. Das Repertoire ist längst nicht mehr auf Kirchenliteratur beschränkt, sondern umfasst auch klassische und moderne Musik, Gospel und Spirituals.
In der Reihe der Dirigenten folgte nach Gerhard Stötefalke (bis 1999) Kantor Martin Schmidt, der obgleich »Nicht-Bläser«, seine Sache gut gemacht hat. Heiner Rose, ehemaliger lippischer Landesposaunenwart, leitet den Posaunenchor seit Anfang 2005 und hat ihn Sonja Schöning eine professionelle Mitstreiterin für die Nachwuchsarbeit.

Artikel vom 19.09.2006