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»Marktkauf«:
300 Kreuze als
Protestzeichen

Vor der Zentrale in Sennestadt

Von Stefanie Westing
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Mit einer Aufsehen erregenden Aktion haben gestern etwa ein Dutzend Beschäftigte der Firma Marktkauf ihrem Unmut über den drohenden Stellenabbau Luft verschafft. Entlang der Verler Straße und der Fuggerstraße, die zur Zentrale der Edeka-Tochter Marktkauf führt, stellten sie 300 Holzkreuze auf - eines für jeden Arbeitsplatz, der in Bielefeld gestrichen zu werden droht.

Dass diese Aktion zeitlich zusammenfiel mit der ersten Runde der Sozialplanverhandlungen, war Zufall. Dirk Nagel von der Gewerkschaft Verdi nannte dies einen »angenehmen Nebeneffekt«. 300 schlichte Holzkreuze, teilweise mit dem »Marktkauf«-Emblem versehen, rahmen den Weg zur Haupteinfahrt ein. Einige der Kreuze stecken im Boden, andere wurden nur auf den Bordstein oder an den Straßenrand gestellt. Diese fielen bald dem Wind zum Opfer und kippten um.
»Wir haben gemeinsam mit den Beschäftigten am Wochenende überlegt, was man machen könnte, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Dabei ist die Zahl von 300 ja gar nicht bestätigt. Andere Quellen sprechen ja sogar von 340 oder 360 Arbeitsplätzen, die in Bielefeld verloren gehen«, sagte Nagel.
Vor der regulären Arbeitszeit fanden sich die Beteiligten gestern Morgen an der Zentrale in Sennestadt ein. »Es sollte keine Protestveranstaltung im ursprünglichen Sinn werden, sondern mehr ein symbolischer Akt«, erklärte Nagel, warum die Aktion nicht während der Arbeitszeit stattfand. »Die Mitarbeiter und wir wollen Kritik am Konzept üben, das alles andere als rund ist. Wir meinen, dass Herr Dr. Schelo, der erst seit Juli im Unternehmen ist, nach so kurzer Zeit kein durchdachtes Konzept vorlegen kann«, betonte Nagel. Er kündigte weitere Aktionen an. Ein Aktivkreis, bestehend aus etwa 30 Mitarbeitern, bereite neue Protestkundgebungen vor.
In der Marktkauf-Zentrale wurde die Aktion gestern zur Kenntnis genommen - mehr nicht. Sprecherin Andrea Ebert plädierte dafür, dass man zunächst die Ergebnisse der Gespräche abwarten solle. »Alle sollten unvoreingenommen in die Besprechungen gehen und versuchen, das Beste für die Mitarbeiter zu realisieren.« Abbauen wolle man die Kreuze aber nicht.

Artikel vom 19.09.2006