18.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

US-Armee will Bagdad abriegeln

Gräben sollen Anschläge verhindern

Bagdad/Washington (dpa/Reuters). Angesichts anhaltender Gewalt mit immer neuen blutigen Anschlägen wollen die US-Armee und die irakischen Sicherheitskräfte einen Sperrgürtel um die Hauptstadt Bagdad ziehen.
Dazu werde um die Stadt mit ihren mehr als 5,7 Millionen Einwohnern ein Ring gezogen, der je nach örtlicher Gegebenheit aus Gräben, Barrieren, Zäunen oder verstärkten Kontrollposten bestehen soll, erklärte Armeesprecher Barry Johnson.
Die Abriegelung der Millionenstadt ist nach Angaben der US-Armee das ambitionierteste Sicherheitsvorhaben seit Beginn des Irak-Krieges vor dreieinhalb Jahren. Damit solle verhindert werden, dass Milizen, Todesschwadronen, Aufständische und Terroristen Waffen, Sprengstoff sowie Selbstmordattentäter in die Stadt schmuggeln.
Die US-Armee sieht in der Gewalt zwischen den beiden großen Religionsgruppen, den Schiiten und Sunniten, die größte Gefahr für die Zukunft des Iraks. Die so genannte Schlacht um Bagdad soll verhindern, dass das Land in einen Bürgerkrieg wie seinerzeit der Libanon versinkt.
Die USA haben deshalb ihre Truppenstärke im Irak wieder auf 147 000 Soldaten erhöht.
Militärsprecher Johnson sagte nach Angaben der »Washington Post«, das US-Militär wisse, dass die für die Gewalt Verantwortlichen immer wieder zwischen Bagdad und dem Umland pendelten. Die Absicht, die hinter der Abriegelungsmaßnahme stehe, sei es, die Sicherheitslage in Bagdad in den Griff zu bekommen. Die Straßensperren sollten wie auch das übrige Gelände von irakischen Sicherheitskräften kontrolliert werden. US-Truppen sollten die Iraker bei ihrer Aufgabe unterstützen, betonte Johnson.
Unterdessen starben bei fünf Selbstmordanschlägen in der nordirakischen Stadt Kirkuk gestern 32 Menschen. 97 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte die Polizei mit.
In Bagdad sind erneut zahlreiche Menschen religiös motivierter Gewalt zum Opfer gefallen. Die Polizei fand nach Angaben vom Samstag 47 Leichen, die Spuren von Folter aufwiesen.

Artikel vom 18.09.2006