12.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Navigationsgeräte werden billiger

Löhner Firma Bury spürt Sparprogramm seines Kunden Volkswagen - Werk in Polen

Von Edgar Fels
Löhne/Mielec (WB). Das Sparprogramm bei Volkswagen setzt auch den Löhner Hersteller von Freisprecheinrichtungen und Navigationsgeräten Bury unter Druck. »Wir müssen unseren Produktionsablauf jetzt noch weiter optimieren«, kündigte Firmenchef Henryk Bury seine Gegenstrategie an. Entlassungen werde es aber weder in der Zentrale in Löhne noch im Produktionswerk in Mielec im Südosten Polens geben, sagte Bury dieser Zeitung.
Das Bury-Werk in Mielic im Südosten Polen: Dort sind etwa 800 Mitarbeiter tätig.

Um möglichst nah an das gute Ergebnis des vergangenen Jahres heranzureichen, sei aber unter anderem daran gedacht, Umschichtungen im Unternehmen vorzunehmen. So habe die Bury GmbH & Co. KG bereits einzelne Unternehmensbereiche wie Service und Logistik von Deutschland nach Polen verlagert. Im Gegenzug sei die Entwickungsabteilung in Löhne verstärkt worden. »Wir haben allein in diesem Jahr zehn Elektronik-Spezialisten eingestellt«, sagte der Firmenchef.
»Der Markt ist schwieriger geworden«, sagt Henryk Bury mit Blick auf die Sparbemühungen seines größten Kunden VW. Die Löhner liefern für den Wolfsburger Autobauer Freisprecheinrichtungen. Zu den Kunden gehören zudem weitere Autohersteller wie Toyota und Renault. Auf die Rendite drückt zudem der Preisverfall bei Navigationsgeräten der Bury-Tochter Naviflash - das dürfte den Endverbraucher freuen.
Gleichwohl hat die Firma Bury 2005 so viel verdient wie nie zuvor in der 19-jährigen Unternehmensgeschichte. Der Umsatz kletterte um etwa 18 Prozent auf 50 (Vorjahr 43) Millionen Euro. Für 2006 geht Bury von einem leicht abgeschwächten Wachstum von 15 Prozent aus. Der Markt für Navigationseinrichtungen wird nach Einschätzung von Henryk Bury in den nächsten Jahren um 30 Prozent wachsen. »Vor allem in Osteuropa erzielen wir hohe Wachstumsraten.« In Deutschland verfügt heute schätzungsweise jeder achte Autofahrer über eine Navigationshilfe.
Bury fertigt über seine Unternehmenstochter Naviflash Navigationsgeräte, die zwischen 299 und 800 Euro kosten. Das kürzlich während der Funkausstellung IFA in Berlin vorgestellte Modell Naviflash 1060 (kl. Foto) verfügt sogar über einen Fernsehempfang.
Was Freisprecheinrichtungen angeht, so hat Bury derzeit etwa 20 verschiedene Modelle im Programm: Von Plug&Play-Modell (Anschluss am Zigarettenanzünder) bis hin zum Top-Modell für ab 500 Euro, das die Daten kabellos mit Hilfe der Bluetooth-Technik überträgt. Insgesamt fertigt Bury Handyschalen für 230 verschiedene mobile Telefongeräte.
Während die Entwicklungs- und Marketingabteilung in Löhne (130 Mitarbeiter) angesiedelt ist, findet die Produktion in Polen statt. In Mielic, einst Hochburg der polnischen Flugzeugindustrie, hat Bury 2001 in einer Sonderwirtschaftszone ein 20000 Quadratmeter großes Produktionswerk gebaut und mit hochmodernen Maschinen ausgestattet.
800 Beschäftigte arbeiten in dem Werk. Das Lohnniveau liegt zwar immer noch deutlich unter dem in Deutschland - Bury zahlt seinen Mitarbeitern in Polen im Schnitt 700 Euro - hat sich in den vergangenen Jahren aber kräftig nach oben entwickelt, sagte der in Polen gebürtige Firmenchef. In der Regel werden etwa 38 Stunden in der Woche gearbeitet. Überstunden lohnen sich in Polen: Der Aufschlag beträgt 100 Prozent, sagte Henryk Bury. Schwierig sei es, Ingenieure zu finden. Dabei könnten sie auch in Polen mit einem Monatsverdienst von etwa 2500 bis 3000 Euro rechnen. Eine Mitarbeiterin ist für den Firmeninhaber die liebste: »Meine Mutter hilft in der Verpackung mit. Sie ist 81 Jahre alt. Die Arbeit macht ihr Spaß«, berichtet Sohn Henryk stolz.
»Wir sind der einzige Hersteller, der in Europa Navigationsgeräte herstellt«, betont der Geschäftsführer weiter. Konkurrenten wie Becker und Blaupunkt fertigten in Asien. Bei Freisprecheinrichtungen sei Bury in Europa der führende Anbieter. Die Löhner vermarkten ihre Produkte inzwischen in 45 Ländern, die Auslandsquote beträgt 55 Prozent.

Artikel vom 12.09.2006