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Kommentar
USA

Weltmacht im Abseits


Doch - es gibt CIA-Geheimgefängnisse in Europa. Nein - eine Verbindung des irakischen Despoten Saddam Hussein zu den El-Kaida-Terroristen ist nicht zu belegen, ein weiterer Grund für den 2003 begonnen Irak-Krieg hinfällig. George W. Bush, US-Präsident und Anführer der »Koalition der Willigen«, muss Desinformation oder zumindest schwerwiegenden Irrtum einräumen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel, von Bush bei dessen Deutschlandbesuch noch als »gute Freundin« gelobt, geht deutlich auf Distanz. Europaabgeordnete wie der OWL-Abgeordnete Elmar Brok fühlen sich schlicht »verschaukelt«. Das transatlantische Verhältnis ist gestört.
Weit schwerer jedoch wiegt der Glaubwürdigkeitsverlust der USA in der muslimischen Welt. Im gleichen Maße, in dem das Gewicht der USA als moralische Führungsmacht schwindet, wächst den Irakkriegsverweigerern, von Bush als »altes Europa« geschmäht, neue Bedeutung zu. Im Libanon sind Deutschland und Frankreich als Friedenswächter willkommen. Und im Konflikt um die Urananreicherung im Iran ist es ebenfalls eine europäische Initiative, die Erfolg verspricht.
Eine Hauptrolle auf der Weltbühne hat Bush verspielt.
Andreas Kolesch

Artikel vom 11.09.2006