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Werbung für den Handball

Falk von Hollen: »Diese Niederlage hat Spaß gemacht«


Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Handballer sind mitunter ein abergläubisches Völkchen. »Ich wusste nicht, obÕs auch auswärts klappt. Aber normalerweise konnten gar nicht verlieren«, griente Frank Brennecke, der Sportliche Leiter des TuS 97. Der war nämlich wie immer vor wichtigen Spielen beim Friseur gewesen. Und tatsächlich: Der Sieger hieß traditionell Bielefeld-Jöllenbeck. In drei Wochen, dann kommt Oberliga-Titelaspirant TuS Ferndorf an die Dorfstraße, zieht's Brennecke (»Ich hab' extra noch was dran gelassen«) das nächste Mal in den Salon.
Dass die TSG Altenhagen-Heepen vor 1 500 Besuchern Teil eins der Handball-Stadtmeisterschaft mit 29:32 (16:18) verloren hatte - wir berichteten ausführlich in unserer Wochenendausgabe - lag natürlich an triftigeren Gründen. Die Gäste aus dem Norden wirkten insgesamt besser eingestellt auf den Gegner. TSG-Coach Jörg Harke verlebte eine »ziemlich schlaflose Nacht« und räumte zerknirscht ein, dass es »besser gewesen wäre, Ralf Bruelheide früher offensiv zu nehmen.« Entscheidend für den Rückschlag sei aber gewesen, dass seine Deckung »nicht körperbetont genug« gespielt habe. »Daran müssen wir arbeiten. Noch aggressiver zu werden. Nicht nur den Ball zu sehen, auch mal auf den Mann zu gehen.« An Chancen, ein besseres Ergebnis zu erzielen, habe es jedenfalls nicht gemangelt. »Wir hätten nur drei mehr reinmachen müssen.«
Dass Bruelheide (Harke: »Der könnte locker noch eine Liga höher spielen«) einen »Sahnetag« erwischen würde, stand für Frank Brennecke fest. »In der Vorwoche hatte er 15 Versuche verworfen. Das passiert Tüdden nur ein Mal.« Als Calle Wagner den Routinier in der zweiten Hälfte an die lange Leine nahm, stach nun der rechte Flügel mit Sven-Eric Husemann und Marcel Volmer. »Von dem haben unsere Keeper drei Heber gekriegt. Das ist zu viel,« monierte Harke.
Zum x-ten Mal zahlte sich das dicke Plus des TuS 97 aus: Die komfortabel besetzte Bank mit den vielen Alternativen. Frank Spannuth konnte insbesondere im Rückraum einflussreicher reagieren als sein TSG-Kollege. Brennecke spürte nach dem Abpfiff die gigantische Enttäuschung auf Seiten des Gegners. »Die waren im Vorfeld besessener als wir, das Spiel zu gewinnen, hatten sich mehr reingesteigert.« Hinterher ertränkte eine stattliche TSG-Delegation - mit Anhang aus Jürmke - ihren Frust auf dem Weinmarkt und im Cafe Europa. Falk von Hollen mochte den Abend dennoch nicht nur als verloren einstufen. »Das war für mich eine Niederlage, die Spaß gemacht hat. Es war schön, die Seidensticker Halle mal wieder so voll zu erleben.« Ähnlich fühlten auch die Ehemaligen auf den Rängen. Torhüter Johnny Dähne schwärmte von einer »Werbung für den Handballsport. Kein Zuschauer wird sein Kommen bereut haben.« Dähne reihte sich in die Schar derer ein, die die »Oldtimer« Ralf Bruelheide und Thorsten Lehmeier aufs Schild hoben. »Die TSG war mannschaftlich geschlossener. Ohne die beiden hätte Jöllenbeck verloren.« Für den früheren TSG-Linksaußen Sven Stühmeier erfüllte die Partie »genau das, was der Bielefelder Handball gebraucht hat.« Mit der kleinen Einschränkung, dass »ein Unentschieden wäre wohl gerechter gewesen wäre.«
Vier Kameras von Oberliga-Spionen - leider »vergaß« die TSG, für eigenen Lehrstoff zu sorgen - hielten den »Bombenstart« des TuS 97 fest. Brennecke stolz: »Wir wollen die Erfolgswelle möglichst lange mitnehmen. Verlieren sind wir doch nicht gewohnt.« Dem zweiten Sieger reichte er fair die Hand. »Wir waren nicht brillant. Dieses Spiel hat nicht geklärt, wer die Nummer eins im Bielefelder Handball ist.« TSG-Chef Heinrich Rödding schlug umgehend ein. »Wir reduzieren die Saison nicht auf dieses eine Spiel.«

Artikel vom 11.09.2006