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Von Burgit Hörttrich

Bielefelder
Optik

Langzeitprojekt


Es war buchstäblich ein Langzeitprojekt, aber jetzt ist zumindest der Hauptbahnhof saniert, das Neue Bahnhofsviertel auf kurzem Wege angeschlossen und die Bielefelder sind im Großen und Ganzen zufrieden.
Sorgenkind bleibt weiterhin das Umfeld. Die marode Ladenzeile an der oberen Bahnhofstraße. Die gar nicht so marode sein müsste, hätte die Bahn vor Jahren nicht vorschnell allen oft langjährigen Mietern gekündigt, um eine »Arkade« zu bauen. Anschließend wurden »kurzfristige« Mietverträge abgeschlossen und somit immerhin Dauerleerstände und totale Verwahrlosung vermieden.
Die Bahn-Oberen haben gestern angedeutet, an einer Lösung interessiert zu sein. Aber sie denken gar nicht daran, das Projekt allein zu stemmen. Man brauche Hilfe - vor allem von der Kommune. Der Stadt kann man nun wahrlich nicht vorwerfen, sie habe sich gegen eine Neugestaltung gewehrt. Vielleicht bleibt es ja nicht bei Lippenbekenntnissen, sondern man setzt sich wirklich zusammen und packt das Problem an. Mit so genannten Bahnhofskonferenzen hat man in der Zeit des Baustillstandes gute Erfahrungen gemacht. Das macht Hoffnung auf einen zweiten Erfolg. Zahlreich fiel bei der offiziellen Bahnhofseinweihung das Wort »Visitenkarte«. Der neue Bahnhof erfüllt sicher wieder diese Aufgabe, Reisende, die sich aber ein paar Schritte in Richtung Innenstadt bewegen, fühlen sich aber wieder wie in einem Bahnhofsviertel im schlechtesten Sinne - so, wie ein Bahnhofsviertel heute nicht mehr sein sollte. Hinter dem Bahnhof ist längst kein »Hinterhof« mehr, sondern dort entstand ein Ausgehviertel, das rege frequentiert wird.
Oberbürgermeister Eberhard David hat sich gestern nicht mitreißen lassen von der allgemeinen Bahn-Feierlaune, sondern den Finger in die Wunde gelegt. Eines hat er in all' den »Leidensjahren« gelernt: Bei der Bahn bohrt man dicke Bretter. Und: Bangemachen gilt nicht.

Artikel vom 09.09.2006