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Bertelsmann legt Pause ein

Schulden abbauen, dann kaufen

Von Edgar Fels
Gütersloh (WB). Bertelsmann ist weiterhin auf Wachstumskurs. Die Investitionsoffensive des vergangenen Jahres trägt sichtbar Früchte«, kommentierte Bertelsmann-Vorstandschef Gunter Thielen gestern das Halbjahresergebnis des Gütersloher Medienriesen. Die Mitarbeiterzahl stieg seit Ende 2005 um 4000 auf 92772.
Will zehn Prozent Rendite: Vorstand Gunter Thielen.

Was das weitere Wachstum angeht, so hat sich Bertelsmann für das laufende Jahr und für 2007 eine Verschnaufpause verordnet. Hintergrund ist die hohe Verschuldung des Konzerns von 8,7 Milliarden Euro. Sie entstand vor wenigen Wochen durch einen 4,5 Milliarden-Euro-Kredit für den Rückkauf eigener Aktien von der belgischen Groupe Bruxelles Lambert (GBL), um einen möglichen Gang an die Börse zu verhindern.
Bis Ende 2007 sollen die Schulden auf deutlich unter sechs Milliarden Euro zurückgeführt sein, sagte Thielen gestern. Von 2008 an werde der Finanzspielraum wieder eine Milliarde Euro pro Jahr betragen, fügte Finanzvorstand Thomas Rabe hinzu. Thielen, der im nächsten Jahr sein Amt niederlegen will, hofft für 2007 auf eine Umsatzrendite von zehn Prozent.
Die Fernsehtochter RTL Group hat erneut großen Anteil am Gewinnplus von 8,1 Prozent auf 701 (Vorjahr 644) Millionen Euro. Dank gestiegener Werbeeinnahmen und guter Geschäfte mit Fernsehproduktionen stieg der RTL-Umsatz auf 2,9 Milliarden Euro, der Vorsteuergewinn beträgt nun 471 Millionen Euro.
Auch die Buchclub-Sparte (Direct Group) schrieb nach einer Phase mit roten Zahlen wieder Gewinne. Nach Zukäufen verfügt die Direct Group nun über 35 Millionen Clubmitglieder. Das Buchgeschäft (Random House) sowie der Medien- und Kommunikationsdienstleister Arvato, für den in Gütersloh mehr als 8000 Beschäftigte arbeiten, konnten ihre Gewinne auf hohem Niveau stabil halten. Das Wachstum von Arvato sei dabei eher begrenzt durch »Management-Kapazitäten« als durch Geld, sagte Thielen gestern.
Weniger verdient als im Vorjahreszeitraum habe der Magazinverlag Gruner+Jahr. Im Musikbereich (BMG) habe die gute Entwicklung im Verlagsgeschäft den Rückgang im Tonträgergeschäft nur zum Teil ausgleichen können. »Es sind im ersten Halbjahr weniger Alben veröffentlicht worden«, nannte Thielen den Grund für das schwache Halbjahresergebnis bei BMG. Er sei sich aber sicher, dass BMG im zweiten Halbjahr verloren gegangenes Terrain zurückholen werde. »Im zweiten Halbjahr werden wir die Charts dominieren.«

Artikel vom 07.09.2006