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Kommentar
Gesellschafts-Problem

Nur ohne Doping stark


Eines vorweg: Hier soll keineswegs der Erlaubnis zum Doping das Wort geredet werden. Die Langzeit-Schäden, die das Spritzen und Schlucken im Sport nach sich ziehen, stehen in keinem Verhältnis zum kurzfristigen Erfolg und damit verbundenem materiellen Gewinn.
Doch das Problem ist nicht auf den Sport begrenzt. Wer selbst am Morgen vor dem Weg zur Arbeit das Antidepressivum einwirft, mittags nachlegt und abends die Schlaftablette braucht, der sollte beim Lästern über die »vollgepumpten Sportler« ganz leise werden. Nicht anders verhält es sich mit dem Cognac am Abend, um vom Tagesstress abzuschalten.
Noch weitaus schlimmer sind die Folgen für die Kinder, die von ihren Eltern Konzentrations-Mittelchen bekommen, um für den Schulalltag gewappnet zu sein. Wer so oder in einem solchen Umfeld aufwächst, der schreckt im späteren Leben weder vor Alkohol noch vor Drogen zurück, um Probleme auf diese vermeintlich einfache Art und Weise zu beseitigen.
Zweifelsohne ist in einer fast nur auf Leistung ausgerichteten Gesellschaft die Versuchung groß, mit Mittelchen nachzuhelfen. Doch nur wer ohne »Doping« auskommt ist wirklich stark. Wolfgang Schäffer

Artikel vom 04.09.2006