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Mitverantwortung und
Mitwirkung stärken

Zweites Bielefelder Elternforum im Neuen Rathaus

Bielefeld (sas). Die Eigenverantwortlichkeit der Eltern und ihre Mitwirkung zu stärken - das war Ziel des zweiten Elternforums, das sich unter dem Motto »Gemeinsam für die Zukunft unserer Kinder!« an Bielefelder Bürger mit Migrationshintergrund richtete.

In zehn Gesprächsrunden konnten sie am Samstag im Großen Saal des Neuen Rathauses mit Experten und anderen Eltern über Erziehungsfragen, das neue Schulgesetz, Mitwirkung in der Schule, über Sprachförderung oder die Frage, wie man Sohn oder Tochter bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt, diskutieren.
»Im Rahmen des ersten Elternforums haben wir gefragt, wo der Schuh drückt, was als wichtig empfunden wurde. Diese Themen haben wir dann aufgegriffen«, sagt Gabriele Sonnenberg, Leiterin der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA). Die RAA war neben dem Interkulturellen Büro und dem Schulamt Veranstalter des Treffens. Zahlreiche Partner informierten zudem bei einem »Markt der Möglichkeiten«.
»Wir wollen deutlich machen, dass die Eltern die Verantwortung für ihre Kinder haben - und nicht die Schule, irgendein Dorfvorsteher oder wer auch immer«, betont Emir Ali Sag vom Interkulturellen Büro. Zu häufig, bedauert er, würden zum Beispiel türkische Eltern erwarten, dass die Schule alles richte.
»Erst kümmern sie sich nicht, und dann haben sie unrealistische Erwartungen.« Problematisch sei, dass sie häufig Erziehungsmethoden, Einstellungen und Erfahrungen aus der Türkei mitbrächten, die in Deutschland einfach nicht funktionieren. »Sie wissen oft nicht, dass sie sich einmischen können und sollen, dass es Mitwirkung gibt.«
Sowohl er als auch Yasin Sever vom Migrationsrat sehen aber Fortschritte. »Einzelne, die es geschafft und ein Studium absolviert haben, motivieren andere.« Zunehmend werde auch der Wert von Bildung anerkannt. Auch wenn sicher nicht so viele Teilnehmer zum Forum kamen wie erhofft, setzen die Veranstalter auf einen »Multiplikatoreneffekt«, darauf, dass die bildungsnäheren Migranten die bildungsferneren informieren.
»Den Idealweg, alle zu erreichen, haben wir noch nicht gefunden. Aber wir werden auf solche offenen Veranstaltungen nicht verzichten, sagt Schulrat Harald Drescher. Langfristig, hofft er, könnte auch ein größerer Anteil von nicht-deutschstämmigen Lehrern an den Schulen als Vorbild dienen.

Artikel vom 04.09.2006