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Kunst »made in Bielefeld« lockte Besucher

16. Offene Ateliers mit 61 Kulturschaffenden - Fotografie, Malerei, Zeichnung und Skulptur

Von Sabine Schulze
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Gelbe Fahnen wiesen schon von Weitem den Weg: Auch hier ist ein offenes Atelier, hier harrt ein Künstler der Besucher, um sich und seine Arbeiten vorzustellen. Zum 16. Mal hat es am Wochenende die Veranstaltung »Offene Ateliers« gegeben, 61 Bielefelder Kulturschaffende waren dieses Mal dabei. Dazu gaben zwei Gastkünstler aus Litauen Einblicke in ihr Schaffen (wir berichteten).

Erneut nutzten viele Bielefelder die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, Ateliers in Hinterhäusern, alten Fabriken oder Lofts zu besuchen, zwanglos mit den Künstlern und Künstlerinnen zu sprechen und sich einen Überblick über die lebendige und vielseitige Szene, über Kunst »made in Bielefeld« zu verschaffen. Und wer nicht nur die zentral gelegenen Künstler besuchen wollte, konnte mit einem Shuttlebus die Runde in die Außenbezirke machen, mit dem Rad oder auf Schusters Rappen auf die geführte Tour gehen. Ein handlicher Prospekt erleichterte zudem die Orientierung.
Anlaufstelle und Ausgangspunkt für viele waren zunächst die Ateliers in der Hans-Sachs-Straße: Schließlich luden hier gleich sechs Künstlerinnen ein. Helga Zumholte war eine von ihnen. Sie zeigte ältere Arbeiten wie Farbfelder und Porträts, aber auch ihre jüngsten Werke, die sie in einem »Fußballbildersammelalbum« der anderen Art zusammengestellt hat: Studien von Zuma und Zidane, zu denen es korrelierende Tierstudien gibt, sowie eine Reihe von Arbeiten, die Andrej Shevchenko zeigen. »Ich bin Fußballfan und wollte eigentlich erforschen, woher dieses Interesse kommt, was die Ästhetik des Sports ausmacht«, erklärt die Künstlerin, die ursprünglich Textildesign studiert hat, aber sich vom Dekorativen lösen wollte.
Im Atelier nebenan wirkt Andrea Köhn, die mit Pigmenten und Öl direkt auf die Leinwand malt. Ihre Arbeiten sind abstrakt, licht, lassen Farbe wirken. Auch sie ist auf einem Umweg Künstlerin geworden: nach dem Studium der Kunstwissenschaft. »Das lehrt Sehen und legt Grundlagen. Aber eigentlich bin ich nicht der wissenschaftliche Typ, sondern wollte selbst etwas machen.« Das Rüstzeug verschaffte sie sich an Akademien, seit einigen Jahren arbeitet sie frei und gibt Malkurse.
Arabische Kalligraphie, losgelöst von der Bedeutung der Schriftzeichen, spielen in den Radierungen, Linolschnitten und in der Acrylmalerei von Homayon Aatifi eine Rolle. Der gebürtige Afghane, der in Kabul Malerei studierte, seit elf Jahren in Deutschland lebt und Gaststudent in Dresden war, ist seit 1999 in Bielefeld Zuhause.
Basis seiner Bilder sind Federzeichnungen, die aus sich teils überlagernden Schriftzeichen seiner Muttersprache Paschtoo bestehen. Nach rein ästhetischen Gesichtspunkten wählt er dann Ausschnitte aus, die er umsetzt. »Durch meine Reduzierung der Kalligraphie auf die Schönheit der Form gebe ich ihr ihre Ursprünglichkeit und Einfachheit zurück«, sagt der Künstler.
Wegen ihres Umzugs nicht im Atelier, sondern in der Café-Bar »fabrikart« hat sich eLisa Pancratz mit Fotografie und Zeichnungen präsentiert. »Wenn ich fotografiere, bewege ich mich im Mikrobereich und arbeite zum Teil sogar mit Lupen«, erklärt sie. Die Fotografien werden dann aber so stark vergrößert, dass sie verwischen und die Technik kaum noch zu erkennen ist.
Wer ahnt schon, dass Cowboy und Indianer Spielfiguren waren? Vor allem aber amüsiert eLisa Pancratz mit ihren Katzenbildern, die sie auch auf Bestellung zeichnet. Eine Abbildung ist dabei nicht ihr Ziel. »Ich will das Wesen jeder Katze erfassen«, sagt die Katzenfreundin. Und ihre »Porträts« zeigen, wie eigen das sein kann.

Artikel vom 04.09.2006